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wochenschnackAlte gegen Flüchtlinge?

Die Zustände in Pflegeheimen beschäftigen auch unsere LeserInnen – sowie die Frage, wie sich die Unterversorgung in der Pflege zu den Kosten verhält, die die Flüchtlinge verursachen

Heimbewohner auslagern

Viele Heimbetreiber empfinden es als nicht hinnehmbares Übel, dass das Heim bei halbwegs guter Planung zwar hohe Profite einbringt, dass sich aber noch keine Lösung anzeigt, wie man es hinbekommen kann, die vielen profitreduzierenden Heimbewohner nach dem Bad-Bank-Modell auszulagern.

wxyz, taz.de

Wo bleibt die Kampagne?

In den Heimen unter öffentlicher Trägerschaft sieht es ja nicht viel besser aus. Wo blieb in den letzten zehn Jahren die ganz große „Wir schaffen das“-Kampagne gegen den Pflegenotstand? Warum können wir rund 20 Milliarden Euro jährlich für die Integration von Einwanderern aus dem Hut zaubern „... ohne das jemand etwas weggenommen wird“, während wir den Pflegenotstand mit einem lächerlichen „Sofortprogramm“ bekämpfen, das einer halben zusätzlichen Stelle pro Heim entspricht?

WoogsRenegat, taz.de

Für politische Ziele missbraucht

Sehr schade, dass hier wieder Populisten des rechten Lagers versuchen, den Personalnotstand in den Krankenhäusern und in den Pflegeheimen für ihre Zwecke zu missbrauchen. Ich bin seit über 30 Jahren in der Pflege tätig, seitdem gibt es, und noch länger, den Personalmangel. In den 70ern wurde er versucht mit Kräften aus Südostasien (also „Ausländern“), zu kompensieren. Zusätzlich wurden Zehntausende von Zivildienstleistenden, unter anderem langhaarige „Hippies“, die gerne als Verpisser bezeichnet wurden, dafür benutzt, diesen Notstand einzudämmen. Dies geschah entgegen allen gesetzlichen Regelungen, wonach Zivildienstleistende nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt einzusetzen sind und damit Arbeitsplätze vernichteten. Es ist interessant, dass gerade die, die sich über den Notstand aufregen und ihn mit der Flüchlingskrise in Zusammenhang bringen, sich vor 2013 nicht gemeldet haben, um auf den Pflegenotstand aufmerksam zu machen. Ich hätte mich gefreut, wenn 1990 sich die Bürger in Masse mit uns , als wir gegen den Personalmangel und die schlechte Bezahlung demonstrierten, solidarisiert hätten. Also bitte, ich möchte als Betroffener weder von den großen etablierten Parteien noch von Rechtspopulisten, denen es nur darum geht, ihre politischen Ziele durchzusetzen, missbraucht werden.

Auch das ist Missbrauch von Menschen, die sich nicht wehren können.

lieberfakten, taz.de

Flüchtlinge in Heimen

taz nord | Stresemannstraße 23 | 22769 Hamburg | briefe@taz-nord.de | www.taz.de

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag will erreichen, dass mehr Flüchtlinge in Pflegeeinrichtungen arbeiten können. Die Abgeordnete Kerstin Griese, bisherige Vorsitzende des Arbeits- und Sozialausschusses des Bundestages, forderte, die Pflegehelfer-Ausbildung für geduldete Flüchtlinge zu öffnen und bundeseinheitlich zu regeln.

Die Geflohenen sollten für die Zeit der Ausbildung und zwei Jahre danach einen gesicherten Aufenthalt erhalten, sagte die SPD-Politikerin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dies sei mit einer einfachen Änderung im Integrationsgesetz zu erreichen. Die Politikerin appellierte an die neue mögliche Koalitionsmehrheit von Union, FDP und Grünen, den Weg für mehr Pflegehelfer schnell freizumachen. Pflegekräfte würden hängeringend gesucht, erklärte sie. Viele Flüchtlinge wiederum erfüllten die Voraussetzungen für eine Helfer-Ausbildung.

Geduldete junge Asylbewerber können in Deutschland eine Lehre machen und sind während dieser Zeit sowie in den ersten beiden Jahren im Job aufenthaltsrechtlich abgesichert. Bei Pflegehelfern gibt es aber rechtliche Schwierigkeiten, weil die Ausbildung nur ein oder zwei Jahre dauert. In einigen Bundesländern können geduldete Flüchtlinge eine solche Ausbildung anfangen, in anderen nicht.

Stefan Mustermann, taz.de

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