wenn das schule macht : Doppeltes Dilemma
Sie erinnern an zwei Steinewerfer, die sich aus benachbarten Glashäusern kräftig unter Beschuss nehmen. SPD und CDU haben in der Schulpolitik eines gemeinsam: Ohne eigenen klaren Kurs weisen sie auf die Manövrierfehler des politischen Gegners – ein taktischer Crashkurs mit Kamikaze-Ambition.
KOMMENTAR VON MARCO CARINI
Dabei hat das doppelte Dilemma unterschiedliche Qualität: In der SPD streiten die Bildungsexperten, die glauben dass längeres gemeinsames Lernen für schwächere und stärkere Schüler eine Chance ist, mit den Pragmatikern, die befürchten, dass eine Absage an das Gymnasium die Talfahrt der SPD beschleunigen würde. Beide Akteure haben gute Argumente auf ihrer Seite, doch Reformwille und Machtambitionen scheinen an diesem Punkt schlicht unvereinbar.
Die CDU aber muss überhaupt erstmal lernen, innerparteilich zu diskutieren. Während der Verhandlungen mit der GAL ging es nur darum, kritische Parteistimmen zu ersticken. Das ist heute – mit dem Verweis auf die Koalitionsdisziplin – nicht anders. Da die Schulreform das wohl weitgehendste Zugeständnis an die GAL ist, ist hier der Widerstand am größten. Unter den Schulsenatoren Lange (FDP) und Dinges-Dierig (CDU) hat die Partei es verpasst, eine Konzeptdebatte um die Zukunft des Schulsystems zu führen. Ein Versäumnis, das sie nun einholt.