weggespart: Kein kostenloser Verbraucherschutz vor Ort mehr in Schleswig-Holstein
Nach nur einem Jahr muss sich die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein bereits wieder von ihrer kostenlosen Vor-Ort-Beratung verabschieden. Finanziert wurde das Projekt vom Land Schleswig-Holstein. Gerne hätte die Verbraucherzentrale das Angebot weitergeführt. Leider scheitert es wie so oft am Geld.
Schleswig-Holstein macht es damit Menschen, die ohnehin schon mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, besonders schwer. Denn anders als die reguläre Beratung ist die Quartiersarbeit des Verbraucherschutzes kostenlos – ein großer Vorteil: Wer sich beraten lassen will, zahlt sonst mindestens 35 Euro, viel zu viel für die Menschen, für die das Angebot gedacht ist: Senior:innen, Alleinerziehende, Migrant:innen oder Studierende stehen jetzt ohne Beratungsangebot da und bleiben auf überteuerten Handyverträgen oder Strom- und Gasrechnungen sitzen.
Jeder Euro macht einen Unterschied
Die Quartiersarbeit findet direkt bei den Menschen vor Ort statt. Die Verbraucherzentrale ist in die oft sozial benachteiligten Stadtteile gegangen, zu den Zielgruppen des Projektes. Ohne diese aufsuchende Arbeit hätten viele Betroffene wahrscheinlich nicht den Weg in die Beratung gefunden. Durch die lokale Anbindung erreichte die Beratung die Menschen zu Hause und konnte vor Ort Präsenz zeigen und Hilfe anbieten. Mit der kostenlosen Beratung verliert der Verbraucherschutz also auch an Präsenz und Sichtbarkeit in den Stadtteilen, in denen er dringend benötigt wird.
Das Projekt weiterzuführen wäre gar nicht so teuer. Die für die Quartiersarbeit vorgesehenen 2,4 Millionen Euro konnten nicht einmal zur Hälfte abgerufen werden. Zumindest ein weiteres Jahr hätte das Projekt mit dem restlichen Geld noch finanziert werden können. Weil der Fördertopf aber in diesem Jahr ausläuft, verfällt auch das restliche Geld.
Eine Weiterführung des Projektes würde sich dennoch lohnen. Hochgerechnet würde es nicht einmal 50 Cent pro Jahr und Schleswig-Holsteiner:in kosten.
Für die Menschen, die nun ohne Unterstützung dastehen, sind die Folgen gravierend. Ohne Rechtsberatung können sie sich nicht mehr gegen überteuerte Handyverträge oder falsche Mahngebühren wehren. Für Menschen, die zur kostenlosen Beratung kommen, macht jeder Euro einen Unterschied. Nur weil die Krise aus Sicht der schleswig-holsteinischen Landesregierung vorbei ist, sind die Probleme der Menschen noch lange nicht gelöst. Frida Schubert
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen