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was wir noch zu sagen hätten #7Im Osten wohnen? Eher nicht!

Vom Bodensee nach Thüringen sind es fünf Stunden, wie endlos die Fahrt. Zweimal im Jahr saß ich mit meiner Familie im Auto, um meine Groß­eltern in der Nähe von Eisenach zu besuchen. Die Freude war groß, sie wiederzusehen – doch gleichzeitig kam ein bedrückendes Gefühl auf: Die nächsten Tage würden ereignisarm werden.

Als ich kleiner war, gab es bei jedem Besuch etwas zu sehen, da war auch der zehnte Stadtrundgang noch aufregend. Aber je älter ich wurde, desto weniger Neues gab es zu tun. Irgendwann hat man jedes Museum, jeden Wanderweg gesehen. Und da ich auf den Straßen nur von deutlich älteren Menschen umgeben war, wusste ich: Hier leben? Bitte nie. Ich verstand die jungen Menschen, die wegzogen.

Dabei ist das allgemeine Bild der „Ostflucht“ heute nicht mehr die gesamte Wahrheit. Die neuen Bundesländer haben seit der Wende zwar mehrere Millionen Einwohner verloren, auch ist die Geburtenrate erheblich geringer als im Westen. Doch seit 2017 ist die Binnenwanderung sogar leicht positiv zugunsten Ostdeutschlands. Besonders Brandenburg und Sachsen erleben viele Zuzüge.

Großstädte wie München und Berlin, aber auch Jena und Dresden werden durch hohe Mieten speziell für Familien unattraktiver. Das kulturelle Angebot und Berufschancen sind ein Pull-Faktor für junge Menschen, doch auch bei ihnen ist der Frust über den teuren Wohnungsmarkt groß.

Foto: Foto:  Anke Phoebe Peters

Eric Jacob, Jahrgang 2003, studiert Informatik und Politikwissenschaft in München und ist taz lab-Redakteur.

Müssen wir das Thema also neu denken? Als Frage, wie die neuen Bundesländer attraktiver werden und wie wir über sie reden, außerhalb von Leipzig und Dresden? In Zeiten des Homeoffice ist der Wohnort frei wählbar – und Zugang zur Natur ohnehin gesünder für die Psyche, als von einer Betonwüste umgeben zu sein.Eric Jacob

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