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Archiv-Artikel

was macht eigentlich... … Dipetalogaster maximus? Vögel anzapfen

Von CLP

So sieht gute Pressearbeit aus: Man wähle ein Thema, das über eine möglichst kurze Assoziationskette an niedere Instinkte oder Ängste appelliert, und versehe die Pressemitteilung mit einer knackigen Überschrift. Die Pressestelle des Forschungsverbunds Berlin und das Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) verstehen ihr Handwerk: „Blut saugende Eier“ titelten sie – und hatten uns am Köder.

Dabei ist das betreffende Projekt des IZW vollkommen seriös, auch wenn es sich ungewöhnlicher Methoden bedient. Gemeinsam mit Kollegen aus Wilhelmshaven haben die Berliner Tierforscher einen Trick erdacht, wie sie Vögeln – in diesem Fall Seeschwalben – Blut abnehmen können: Sie bestücken ein aus Kunststoff nachgebildetes Seeschwalbenei mit einem Exemplar der Raubwanzenart Dipetalogaster maximus. In der Schale des künstlichen Eis befindet sich ein mit einem feinen Netz bespanntes Fensterchen, und durch dieses winzige Netz hindurch kann die Wanze dem Vogel, in dessen Gelege das Ei heimlich platziert wurde, genüsslich Blut abzapfen. Die Forscher entnehmen dem Insekt anschließend das Seeschwalbenblut per Punktion seines Kropfs.

Wozu der Aufwand? Ganz einfach: Die Wissenschaftler wollen herausfinden, wie sehr die Elternvögel beim Brüten unter Stress stehen. Den Vogel zu fangen und mit der Kanüle zu traktieren würde extremen Zusatzstress erzeugen und die Ergebnisse verfälschen. Der Stress der Wanze ist dann – vermutlich – Gegenstand späterer Untersuchungen. CLP FOTO: ARCHIV