was fehlt ...: ... die Mahngebühr
Nach 84 Jahren kehrt ein Buch heim ins Magazin der Staatsbibliothek zu Berlin. Eine Rentnerin aus Rheinland-Pfalz fand den Schinken von 1788 im Nachlass der Schwiegereltern.
Man kennt es, das Zucken im Hinterkopf, wenn der Blick auf den Schreibtisch fällt. Unter dem papiernen Blätterwald lauern sie, die entliehnen Bücher – oft viel zu lange. Bares Mahngeld lacht einen dann an, sobald das Notizengestrüpp in die nächste Zimmerecke gepustet ist. Bisher galten StudentInnen als die Hüter dieses pseudo-bibliophilen Vergessens. Bisher.
Eine Rentnerin hat nun einen neuen Rekord aufgestellt. Satte 84 Jahre – ursprüngliches Abgabedatum 11. Mai 1928 – lag ein Werk des völlig zu Recht in Vergessenheit geratenen Juristen Johann Gottlob Benjamin Pfeil aus dem Jahre 1788 unbeachtet im Nachlass der Schwiegereltern der Pensionärin.
Den hatte die Dame aus Rheinland-Pfalz neulich erst durchwühlt und sich über die Signatur des Buches mit dem kryptischen Titel, „Preisschrift von den besten und ausführbarsten Mitteln, dem Kindermord abzuhelfen ohne die Unzucht zu begünstigen“, gewundert. Es begann eine Recherche, die in Berlin bei der Staatsbibliothek endete. Da freute man sich und schickte statt eines exorbitaten Mahnbescheids eine Dankeskarte. Eine nette Idee, die bei rückgabefaulen StudentInnen vielleicht in Zukunft auch zum Erfolg führen könnte. (taz mit dpa)
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