Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

  • 1.1.2013

was fehlt ...

... der Vorsatz

Der Vorsatz hat keinen guten Klang: Mit Vorsatz gehandelt zu haben, wird einem meist im Gericht vorgeworfen. Auch die guten Vorsätze haben immer den unangenehmen Beigeschmack von Schuld und Sühne - nicht zuletzt, weil sie zu 90 Prozent gebrochen werden. Woher der Brauch kommt, sich im neuen Jahr eine Änderung des Verhaltens vorzunehmen, ist unklar. Am wahrscheinlichsten ist ein christlicher Ursprung, wie bei vielen Festtagsbräuchen - immerhin stammt das Wort Silvester vom Namenstag des Papstes Silvester (lateinisch für "Waldmensch"), der am 31. Dezember 335 starb. Möglicherweise sind die guten Vorsätze also eine katholische Erfindung: Die Sünden werden vergeben, aber nur, wenn man Besserung gelobt. Die Wortherkunft der guten Vorsätze ist leichter zu bestimmen: Die Wurzel des Guten liegt im germanischen "goda" (passend, geeignet), das sich im 8. Jahrhundert zu "guot" (Besitz, Vermögen) weiterentwickelte. Vorsätze hießen im Mittelhochdeutschen "vürsaz" (Vorhaben, Absicht) und sind vom althochdeutschen "sezzen" (aufstellen, festlegen) abgeleitet, welches wiederum vom germanischen "set-ja" (sitzen) abstammt. Was man gut findet, also was einem gerade "passt", kann morgen schon wieder stören, wie es mit den guten Vorsätzen meist ist. Schöner als das säuerlich-christliche Bekenntnis zur Besserung wäre es ohnehin, die Tabula rasa des neuen Jahres zu nutzen, um den in einigen Kulturen verbreiteten Brauch zu praktizieren, allen Streit und Ärger des vergangenen Jahres zu vergessen, alle Schuld zu erlassen, alle Fehler zu vergeben - ohne Gegenleistung. Wäre das nicht mal ein guter Vorsatz? (WENK)