was fehlt ...
... das Recht des Autors
„Der Fänger im Roggen“ von 1951 ist ohne Zweifel der größte Erfolg des amerikanischen Schriftsteller J.D. Salinger. Sogar etwas größer, als dem Autor lieb war. Für sein weiteres Schaffen zog er sich wegen des Rummels um seine Person in den kleinen Ort Cornish zurück. Nun sind drei unveröffentlichte Kurzgeschichten von Salinger aufgetaucht, die unter Verschluss bleiben sollten.
Salinger-Kennern war die Existenz der Geschichten bewusst, die große Öffentlichkeit sollte sie aber nach dem Willen des Autors erst Jahrzehnte nach seinem Tod zu lesen bekommen. Die Originaltexte finden sich der Bibliothek der Princton University, in denen sie von Mitarbeitern eingesehen, aber nicht fotokopiert werden dürfen. Dennoch ist im September diesen Jahres eine Kopie mit den drei Geschichten bei Ebay versteigert worden – kurze Zeit später landeten die Texte im Internet.
Verkauft hat die Geschichten ein Nutzer namens „seymourstainglass“ aus Brentford im Westen Londons. Eingebracht haben sie ihm rund 80 Euro. Erstmals im Netz waren die Texte auf der nur Mitgliedern zugänglichen Website //what.cd/:„What.cd“ und kurz darauf beim sozialen Netzwerk „Reddit“ einzusehen. Zu den geleakten Geschichten gehört eine frühe Fassung von „Der Fänger im Roggen “ mit dem Titel „Ocean Full of Bowling Balls“, von der Salinger verfügte, dass sie erst 2060 veröffentlich werden soll, sowie „Paula“ und „Birthday Boy“.
Die von seinen Werken teilweise entwickelte Eigendynamik war Salinger suspekt und über diese verfrühte Veröffentlichung dürfte er ebenfalls kaum erfreut gewesen sein. Immerhin: What.cd und Reddit haben die Geschichten wieder entfernt. Wer aber nicht bis 2060 warten will, kann auf „onthemedia“ einen Blick in ein Transkript von „Ocean Full of Bowling Balls“ werfen. (sfo)