: was bisher geschah
Die Karrierekrönung
Genau hundert Tage war der rot-rote Senat von Berlin gestern im Amt und mit ihm der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Frauen, Gregor Gysi (PDS). Nach der Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus im Oktober hatte er ja eigentlich Regierender Bürgermeister werden wollen. Doch mit 22,6 Prozent der Stimmen für die PDS reichte es nicht, die SPD hatte mit 29,7 Prozent etwas mehr geholt und durfte ihren Klaus Wowereit in diesen Job hieven.
So erlebte der 54 Jahre alte Gysi mit seiner Ernennung zur ersten männlichen Frauensenatorin dieser Republik die Krönung einer langen Karriere. Schon als Kind war er Synchronsprecher für russische, italienische und französische Filme. Wenig später wurde er Facharbeiter für Rinderzucht in der VEG Blankenfelde und schließlich jüngster Rechtsanwalt der DDR. Seit 1967 SED-Mitglied, wählten ihn die Massen 1989 zum Vorsitzenden der SED-PDS.
1990 gewann er in Berlin-Hellersdorf-Marzahn das einzige Direktmandat für die PDS und übernahm den Vorsitz der PDS-Bundestagsgruppe. Doch nach zehn Jahren fühlte er sich dort zu Tode gelangweilt und erklärte den entsetzten Genossen auf dem PDS-Parteitag in Münster seinen Rückzug aus der Politik. Eigentlich wollte sich Gysi (geschieden, allein erziehend, wieder verheiratet, drei Kinder) kürzer treten. Aber aus dem Rückzug wurde ein Ruckzuckzurück. Im Sommer 2001 ließ er sich zum PDS-Spitzenkandidaten in Berlin küren.
USCHE
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