walfang-konferenz : Kein Fortschritt beim Walschutz
Politik wird gemeinhin durch symbolisches Handeln betrieben. Zum Beispiel beim Walfang. Während drinnen die Diplomaten der Internationalen Walfangkommission auf ihrer Jahrestagung stritten, fuhren draußen die Walschützer einen Blauwal durch Berlin – Schluss mit dem Walfang!
Kommentar von NICK REIMER
Nicht immer aber ist gut, was gut gemeint ist. Die Debatte über Pro und Contra einer Legalisierung des Walfangs verdeckt nämlich das eigentliche Problem: Das 1986 ausgesprochene Jagdverbot konnte nicht verhindern, dass jährlich mindestens 60.000 Meeressäuger getötet werden, die meisten von ihnen durch „Beifang“, also die Fischerei mit Schlepp- und Stellnetzen. Dagegen nimmt sich die den traditionellen Walfangnationen zugebilligte Fangquote nahezu vernachlässigbar aus. Nur ein Prozent der Meeressäuger werden Opfer der Harpunen.
Die Parole der Walschützer müsste also lauten: Löst das Beifangproblem, dann geben wir den Walfang frei. Glaubt man den Experten, ist das technisch möglich, aber teuer. Tatsächlich wäre diese Koppelung die beste Gesundheitspolitik für die Meeressäuger: Würde nur jeder zehnte Wal aus den Fischernetzen gerettet, überträfe das die Zahl der zur Jagd freigegebenen Tiere um ein Vielfaches. Mittlerweile sehen das Walschützer wie -jäger ähnlich. Und als gleich zu Beginn der Jahrestagung die „Berliner Initiative“ von den 47 Mitgliedstaaten angenommen wurde, kam tatsächlich eine Euphorie auf, mit dem die jahrelange Blockade der Walfangpolitik beendbar schien. Nicht mehr die Jagd, sondern der Beifang wird jetzt als zentrale Bedrohung der Meeressäuger angesehen.
Symbole dienen der Politik auch als Mittel, um Gemeinschaft zu stiften. Ein solches Symbol ist diese Berliner Initiative. Mehr allerdings auch nicht. Die Kommission einigte sich gerade einmal darauf, eine Kommission einzusetzen, die mehr Daten sammeln soll und Workshops organisiert. Dieses gestern vorgestellte Ergebnis der Jahrestagung zeigt, dass die Unterschriften keine direkten Konsequenzen haben werden.
Möglicherweise hätte die Konferenz mehr erreicht, wenn die Anträge der traditionellen Walfänger nicht so abgeschmettert worden wären. Warum sollte die Walfangnation Japan weiter reichenden Beifangregelungen zustimmen, wenn der kommerzielle Fang nicht wieder eingeführt wird? Die Walschützer müssen jetzt umdenken – zum Nutzen der Wale.
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