wahl in brandenburg: Ära Schönbohm ist vorbei

Verglichen mit dem Ergebnis der Landtagswahl 1999 hat die CDU in Brandenburg mehr als 6 Prozentpunkte verloren. Damals hatte sie 26 Prozent und war erstmals in die Landesregierung eingetreten. Gestern lag sie nach der ersten Hochrechnung unter 19 Prozent.

KOMMENTAR VON UWE RADA

Gemessen an den Zielen, die sich CDU-Landeschef und Innenminister Jörg Schönbohm noch im Frühjahr setzte, sind die Christdemokraten sogar eingebrochen. „35 plus x“ hieß die Parole, die Schönbohm erst einige Wochen vor der Wahl revidiert hat. Da war den Umfragen zufolge schon klar, dass die CDU mit dem Platz drei vorlieb nehmen muss.

Das gestrige Debakel der CDU ist vor allem das Debakel von Jörg Schönbohm. Erstmals seit der Diskussion um Hartz IV ist es einer Landes-CDU nicht gelungen, Punkte gegenüber der SPD zu sammeln. Das lässt sich nicht mehr nur damit erklären, dass Brandenburg für die CDU schon immer ein anderes Pflaster war als Sachsen oder Thüringen.

Es hat auch damit zu tun, dass sich die märkische CDU als One-Man-Show präsentiert hat. Was ihr 1999 zugute kam, fällt ihr nun auf die Füße. Die Abwesenheit Schönbohms auf den Marktplätzen von Prenzlau bis Ludwigsfelde lässt ihn noch arroganter als sonst wirken – und es verhindert, dass die Reformer in der Partei nach vorne rücken. Dabei haben Politiker wie Johanna Wanka, Ulrich Junghanns und Beate Blechinger mehr zu bieten, als es die CDU unter dem Label Schönbohm vermuten lässt.

Die Ära Schönbohm ist nach der gestrigen Wahl vorbei. Die Frage ist nur, wie der Exgeneral seine Nachfolge organisiert. Generalstabsmäßig jedenfalls nicht. So selbstherrlich hat Schönbohm regiert, dass manche Beobachter nun nicht einmal mehr einen spontanen Rücktritt ausschließen wollen. Die CDU wäre nicht nur die Wahlverliererin, sie wäre auch führungslos.

Die nächsten Tage werden also spannend. Auch wenn Schönbohm im Amt des Innenministers und stellvertretenden Regierungschefs bestätigt wird – dass der 67-Jährige die ganze Legislaturperiode durchmacht, ist seit gestern ausgeschlossen.