vorlauf: Die Himmelfahrt als Dienstleistung
„Finale Grande – Wie die Deutschen unter die Erde kommen“
(21.45 Uhr, ARD)
Ob es denn typische Bestatterwitze gebe, wird der Beerdigungsunternehmer aus München gefragt. Der sagt mit einem schmalen Lächeln: „Schon, die sind aber alle nicht für die Kamera.“ Was Herr Denk sonst noch zu erzählen hat – beispielsweise über die Beerdigung von Franz Josef Strauß –, ist bizarr genug: Der Sarg mit dem bayerischen Ministerpräsidenten sollte mit einem Ruck auf die Pferdepritsche gehoben werden, doch zwei der zuständigen Gebirgsjäger waren dafür zu schwach – kräftigere Männer mussten her.
Um solche und noch ganz andere Einblicke in eine schweigsame Branche macht sich die Reportage „Finale Grande“ verdient – selten wurde im Fernsehen die deutsche Trauerkultur so erschöpfend beleuchtet. Was, neben den degoutanten Aspekten des Themas, der Verkümmerung dieser Kultur in Deutschland geschuldet ist. „Tabu“ trifft es nicht wirklich, weil es hier keinen Zauber gibt, von dem zu sprechen verboten wäre. „Industrialisierung“ passt besser, das Fließband rollt ins Krematorium: Sollen Tote per Zinksarg in die Heimat geflogen werden, so müssen Leiber leer geräumt, Bauchhöhlen mit „duftenden Kräutern“ ausgestopft und Körperöffnungen mit Insektenspray bearbeitet werden: „Sonst haben sie binnen 48 Stunden eine prächtige Fliegenpopulation!“, wie der routinierte Leichenpräparator aus dem Nähkästchen plaudert. Vorgestellt wird auch jener Bestatter aus Würzburg, der mit schwarzen Augenrändern seinen Kunden auffällig ähnlich sieht und den umstrittenen Pappsarg für 400 Mark im Angebot hat: „Sieht aus wie eine Umzugskiste. Und das ist es ja eigentlich auch.“ Mit dem Geruch wird er fertig, aber „die Bilder bleiben ein paar Tage“.
Und dann darf doch noch herzlich gelacht werden: „Die Grünen kommen ja jetzt langsam in das Alter. Die lassen sich nicht mehr beerdigen, die lassen sich kompostieren.“ ARNO FRANK
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