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vorlauf konzertThomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Einmal hingen sich auch Diedrich Diederichsen und Sven Regener symbolisch Arm in Arm und schauten gemeinsam den Mond an. Das Leichenhemd. Den nackten Lümmel. Deutsche Romantik. Damals war Regeners Band Element of Crime mächtig an Velvet Underground interessiert und nannte ihre Platten „Basically Sad“. Popdenker Diederichsen lobte in der Spex „ein absolut reizvolles Flair von schlaffer Verlorenheit“ als ein „gut zutreffendes Stimmmungsbild unserer Generation ’86“. Nach dem Wechsel zu deutschen Texten und viele Walzerschritte und auch einen „Herr Lehmann“ später hat sich musikalisch bei Element of Crime im Grunde nichts geändert. Nur dass die Mondguckerei mittlerweile ein Große-Hallen-Phänomen ist, das der Masse zum Trotz ein kleines privates Glück sein will. Gediegen. Aber nicht mit dem eklig abgespreizten kleinen Finger. Schlager. Aber schön. Ganz unbescheiden hat die Band ihr neues Album gleich „Romantik“ genannt. In der Betonung natürlich aufblitzende Ironie. Notwendige Distanzierungsarbeit. Und eben doch wahr. Immer wieder, die Sehnsucht. Sehr tricky. Am heutigen Freitag in der Arena (20 Uhr). Mit einiger Wehmut mag man sich auch erinnern, was Amon Düül II einst an erhabenen zottelzausigen Sachen machten. Schärfer als Jefferson Airplane. Kruder als Pink Floyd. Manchmal nervtötender als Dudelfunk. Immer herum um Genie, Wahn und Stumpfsinn. Damals progressiv. Heute der älteste Hut der Welt. Aber aufgeben gilt nicht: Am Montag spielen die Krautrocker hart am Original im Quasimodo (22 Uhr). Mit den Walkabouts steht man dann wieder fest im melancholischen Sog der Musik. Bittersüß. Quellende Gitarren. Euphorisierende Traurigkeit, mit Blick auf den Mond über Seattle. Am Mittwoch hängt er im BKA-Luftschloss (21 Uhr).

Anregungen: vorlauf@taz.deMorgen kommt der Kinderhort

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