vorlauf bühne: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Claus Peymann hat den Kulturpreis der B.Z. gewonnen. Das gibt dem Bonmot, das er bei seinem Amtsantritt mit dem „Reißzahn“ prägte, den er ins Regierungsviertel schlagen wollte, eine überraschende Dimension. Wir fragen uns, ob Peymann demnächst B.Z.-Chefredakteur Georg Gaffron, vor dessen Hetzkommentaren mitunter selbst Jörg Haider vor Neid erblassen könnte, nun persönlich Nathans Ringparabel vortragen wird. Oder ob Peymann doch noch der Peymann von früher einfällt und er den Preis gar nicht annehmen wird. Eine Meisterin messerscharfer Bonmots ist die Schauspielerin Mae West gewesen, von der, wenn man der Volksbühne glauben darf, sogar ein Theaterstück stammt. „Sex“ heißt die Käuflicher-Sex-Farce, und René Pollesch wird daran wieder mal die Abgründe der vom Kapitalismus verkorksten Seele ergründen, die bei Pollesch merkwürdigerweise immer bloß weiblich ist. Nach zu Hause in der „Stadt als Beute“ und in „Scheiß-Hotels“ also jetzt „Gleichzeitig Zuhause: Fabrik und Bordell!“ (Premiere am Mittwoch, 30. Januar, im Prater der Volksbühne). In die Abgründe des Genies steigt mit seiner letzten Volksbühnenproduktion Johann Kresnik, wenn er nach Picasso fragt. Wer war der spanische Maler? Ein Macho, ein Clown, ein Wahnsinniger, oder, wie König Lear, ein Narr, der bloß wissen will, wer ihn am meisten liebt? Nach Tanzabenden über Frida Kahlo, Gustav Gründgens oder Francis Bacon also noch eine weitere getanzte Künstlerbiografie (Premiere am Donnerstag, 24. Januar, in der Volksbühne). Wem statt nach Abgründen schlicht nach Unterhaltung zumute ist, könnte im Maxim Gorki Theater fündig werden, wo es ab Samstag ein Stück mit ein paar wertvollen Hinweisen für Arbeitslose gibt: „Cash“ oder wie man mit Sozialhilfe reich werden kann.
Anregungen: vorlauf@taz.deFreitag kommt Konzert
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