vorgestern am Bahnschalter: Krisenintervention
„Na, ob das was wird heute mit der Bahncard“, unkt die Frau neben mir, „der Mann am Schalter sieht so cholerisch aus.“ Na ja, ein bisschen rotgesichtig und fahrig vielleicht. Noch sieben Leute vor mir, da passiert es: „Scheiße“, schreit der Schalterbeamte, steht auf und geht. Er hat sich verschrieben, ganz am Ende eines Bahncard-Formulars. Jetzt ist er in den Bahnhofs-Katakomben verschwunden. Ob er noch mal wiederkommt?
Fünf bange Minuten später ist er zurück. Frisch geduscht siehr er aus. Und irgendwie, als hätte er eine Glücklichermacher-Pille eingeworfen. In der Hand hält er ein blütenweißes Bahncard-Formular, mit dem er ein wenig wedelt. Als er Schwungvoll seinen Drehstuhl zurechtrückt, säuselt er „Entschuldigung“ im besten Dienstleister-Tonfall, und macht sich seelenruhig wieder an die Arbeit.
Wahrscheinlich haben sie hinter dieser neumodischen Birnenfurnier-Wand ein Kriseninterventionszentrum, wo man zwischen Fußmassage, Reiki oder Hypnose wählen kann. Oder sie klonen da einfach Fahrkartenverkäufer. Rausbekommen werden das bestenfalls die sechs Leute vor mir. Ich muss leider gehen, habe noch einen Termin. jank
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