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Archiv-Artikel

vor ort MIRIAM BUNJES über die mühselige Rettung des Ruhr-Marathons

Der Traum vom sportlich vereinten Ruhrgebiet wird immer noch geträumt: Mehr als 30.000 Menschen laufen durch acht Städte, umjubelt von 1,1 Millionen Menschen. 2005 war das kein Traum, sondern die Bilanz des dritten Karstadt-Ruhr-Marathons. Heute muss Volker Ebener sich schütteln, wenn er seine Kontoauszüge liest. „Ich habe Hoffnung“, sagt er trotzdem.

Seine Eventagentur Idko GmbH verhandelt gerade mit den Sportverbänden über einen Marathon-Termin im September. Der vorgesehene 14. Mai ist auf jeden Fall Geschichte. Die 5.000 LäuferInnen, die ihre Startgebühren schon überwiesen haben, bekommen in den nächsten Wochen ihr Geld zurück. Dafür, dass es im September wirklich einen vierten Ruhr-Marathon gibt, würde Volker Ebener seine Hände aber lieber nicht ins Feuer legen.

Das wäre auch ziemlich gefährlich: 3,5 Millionen Euro gibt Idko für den Ruhrgebietslauf aus. Ungefähr die Hälfte davon zahlte bisher der Titel-Sponsor Karstadt. Doch der finanziell eher klamme Konzern zog seine Unterstützung im November 2005 zurück. Seitdem hat Ebeners Agentur viel Pech gehabt. „Wir haben jede größere Firma in NRW angefragt“, sagt der Bonner Eventmanager. Alle sagten ab. Manche sagten auch erst zu und dann wieder ab. Obwohl auch die Oberbürgermeister der teilnehmenden Ruhrstädte und Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) – selber zweimaliger Ruhr-Marathonteilnehmer – auf Sponsorensuche gingen. „Die Unternehmer fürchten, dass das Ereignis drei Wochen vor der Fußballweltmeisterschaft untergeht“, sagt Ebener.

Vom Traum eines finanzkräftigen Titel-Sponsors haben sich die Ausrichter jetzt verabschiedet. Jeder, der mindestens 10.000 Euro in die Marathon-Kasse zahlt, kann Sponsor werden. Auch bei den teilnehmenden Städten Dortmund, Bochum, Herne, Oberhausen, Gelsenkirchen, Gladbeck, Bottrop und Essen hat die Idko Gmbh um finanzielle Hilfe gebeten – mit gemischtem Erfolg. „Wir sind sehr stolz auf den Ruhrmarathon“, sagt Oberhausens Stadtsprecher Rainer Suhr. „Aber wir sind in der Haushaltssicherung und für ein Sportereignis bewilligt uns die Bezirksregierung keine zusätzlichen Ausgaben.“ Die Stadt könne sich aber vorstellen, die Veranstaltern bei den Gebühren zu entlasten und sich erneut um Sponsoren zu bemühen. Ähnliches haben auch die anderen Städte versprochen. „Wir müssen das Wir-Gefühl wiederbeleben“, sagt Hernes Oberbürgermeister Horst Schiereck (SPD).

Dieses Wir-Gefühl hat dem Ruhrmarathon bisher auch immer Zuschüsse vom NRW-Sportministerium eingebracht. Bei der Olympiabewerbung der Region Rhein-Ruhr wurde der Marathon als Symbol einer vereinigten Stadtregion und zukunftsweisendes Public-Private-Partnership-Konzept eingebracht. Deshalb wollen die Veranstalter nun das Land um mehr Geld bitten. „Der Ruhrgebiets-Traum ist noch nicht ausgeträumt“, sagt Ebener. Wie 2005 soll der Marathon in Dortmund und in Oberhausen starten und über Herne nach Essen führen.