verpasst? : Größtmöglicher Käse
Do., 20.15 Uhr, ARD, „100 Jahre Heinz Erhardt“
Ina Müller wird für ihre NDR-Show „Inas Nacht“, in der sie etwa mit Fernsehdarstellern über deren Putzfimmel plaudert, gerade oft gelobt. Nun moderierte sie mit „100 Jahre Heinz Erhardt“ eine Hauptabendshow im Ersten. Nett formuliert: Ihre Stärken vor großem Publikum sind ihre Begeisterung, wenn Prominente Heinz-Erhardt-Gedichte aufsagen, und die Fähigkeit, schlagerartige Musik so zu singen, dass zumindest wohlmeinende Betrachter rätseln können, ob das jetzt ironisch gemeint ist.
Sensationell war am Donnerstag, wie Moderatorin Müller jegliche Spontaneität vermied. Studiogast Christine Kaufmann verglich Erhardt, mit dem sie als Kinderstar gedreht hatte, mit George Clooney. Warum, blieb offen. Ina Müller fragte nicht nach, sondern folgte gleich wieder dem Fahrplan der NDR-„Chartshow“. Der sah vor, dass Müller mit Sat.1-Balder und ZDF-Lanz auf einem Sofa saß und über das Sofa der Oma des Komikers Ralf Schmitz sprach. Zwischendurch liefen zehn Einspieler, die das Publikum aus 15 Filmchen ausgewählt hatte (was das ARD-Verständnis von Publikumsbeteiligung gut illustriert). So kurz diese auch waren – Erhardts „G-Sketch“ dauert 78 Sekunden –, die ARD zerschoss sie trotzdem durch aufgezeichnete Kommentare, etwa von Peter Maffay („Zieh dir Heinz Erhardt rein, sonst entgeht dir was“). „War großer Käse“, hatte Erhardt einst über eine Peter-Alexander-Show notiert, bei der er mitwirkte. Ina Müllers Erhardt-Show war wesentlich größerer. CHRISTIAN BARTELS