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verdrahtetDie eine und die andere Hand

Es war eine tröstliche Osterbotschaft, die die amtierende zweite Bürgermeisterin für die Leser*innen des Hamburger Abendblatts hatte: „Ich bin gerade sehr stolz auf mein Land und meine Stadt“, war Titel und Kernthese des Gastbeitrags von Katharina Fegebank. „Zutiefst“ bewegt sei sie, heißt es dort, „davon, dass wir ohne großes Aufhebens bereit sind, Opfer zu bringen“. Dann wendet sie den Blick ganz staatsfrauisch nach vorn: Von der „unwiederbringlichen Chance, neue Wege zu gehen“, vor allem dabei, „der größten Krise der Menschheit – der Klimakrise – schon jetzt vorbeugend“ zu begegnen, schreibt die Grüne.

Fast könnte man einen Zusammenhang mit der Nachricht später in dieser Woche vermuten, dass beim Abendblatt freie Autor*innen aus Kostengründen künftig nur noch in Ausnahmefällen und nach Genehmigung der Geschäftsleitung beauftragt werden dürfen. Die zweite Bürgermeisterin wird ja wohl kein Honorar verlangen.

Vier Seiten später hatte auch der grüne Umweltsenator Jens Kerstan zum Gelingen der Osterausgabe beigetragen, mit einem beinahe ganzseitigen Interview. Titel: „In der Corona­krise liegt eine Chance für den Klimaschutz“. Die irgendwie immer noch mitregierende SPD musste sich mit einem Aufmacher über Schulsenator Ties Rabes Lobhudelei der Lehrer*innenschaft begnügen.

Dass es läuft zwischen Grünen und Abendblatt, konnte man in der Ausgabe am Dienstag sehen: Da berichtet die Zeitung exklusiv über das Papier zur Exit-Strategie aus dem Lockdown, mit dem die Grünen die SPD düpierten. Am Dienstag um Punkt 9 Uhr ging das Papier dann auch an die übrigen Redaktionen in der Stadt. Da war es fünf Tage alt.

Eine Hand wäscht die andere, könnte man sagen, und mit diesem Akt der politischen Hygiene gehen die beiden Partner ja in diesen Zeiten mit gutem Beispiel voran. Mal vorausgesetzt, dass das mindestens 30 Sekunden gedauert hat. Jan Kahlcke

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