us-beachvolleyball-duo walsh/may-treanor : Die Unglaublichen
Misty May-Treanor hechtet im grellen Sonnenschein nach dem Schmetterball, erwischt ihn aber nicht. Stattdessen stößt sie auf etwas anderes: eine Hand im Sand. May-Treanor zuckt erschrocken zurück, ihre Partnerin Kerri Walsh kommt hinzu, auch einige Zuschauer. Nach kurzem Buddeln im hellen Sand ist klar: Auf dem Beachvolleyball-Feld wurde eine Leiche vergraben.
Vielleicht hätte diese Szene May-Treanor und Walsh aus dem Konzept bringen können beim olympischen Beachvolleyball-Turnier in Peking. Doch der Vorfall liegt mehr als zwei Jahre zurück. Im Februar 2006 wurde die Episode „Skeletons“ der Kriminalserie „CSI:Miami“ ausgestrahlt, mit den beiden Olympiasiegerinnen in einer Gastrolle.
May-Treanor, 31, und Walsh, 30, sind seit 2001 ein Team und Superstars. Die eine ist mit dem Baseball-Profi Matt Treanor von den Florida Marlins verheiratet, die andere hat eine eigene Radiosendung. Die Olympischen Spiele 2000 in Sydney erleben sie getrennt, aber irgendwie doch geeint – durch das enttäuschende Abschneiden. Die lang aufgeschossene Netzspielerin Walsh (1,89 m) gehört zum Hallenteam. Wegen eines vermeintlichen Dopingfalls muss sie anfangs ein paar Tage aussetzen, ist danach nur noch Ersatzspielerin. Gefrustet folgt sie dem Ruf der kleinen Defensivspezialistin May-Treanor (1,75 m), die – bitter enttäuscht über ihren fünften Platz in Sydney mit Holly McPeak – eine neue Beach-Partnerin sucht. Als Vermittler fungieren dabei die Eltern der beiden gebürtigen Kalifornierinnen.
Seit sieben Jahren sind sie nun ein Duo, eine beeindruckend lange Zeit in dem Sport, in dem gerne und oft die Partner getauscht werden. Die Liaison ist vor allem wegen ihres Erfolges beispiellos. Weltmeisterinnen werden May-Treanor und Walsh 2003, 2005 und 2007, Olympiasiegerinnen 2004 und 2008.
Im Finale gegen die wegen des Heimvorteils an Position 1 gesetzten Chinesinnen Tian Jia und Wang Jie gewinnen May-Treanor und Walsh relativ klar in zwei Sätzen. Im gesamten Turnier haben sie keinen Satz verloren. Dieses Kunststück haben sie bereits vor vier Jahren in Athen vollbracht. Sie blieben 2004 schon mal 88 Spiele lang ungeschlagen, eine Bestmarke für die Ewigkeit. Doch nun haben sich beide selbst übertroffen. Der Finalsieg in Peking war Nummer 108 in Folge. Zuletzt mussten sie sich im Juni vorigen Jahres einem anderen Duo geschlagen geben: den Chinesinnen Tian und Wang. JOHN HENNIG