unverbremt: radiophilosophie : Rundfunk jetzt ganz zeitlos
Bei Radio Bremen gehen die Uhren anders. Genauer: Am Standort Rundfunk-Standort Spitta-Allee. Und noch genauer: Sie gehen nicht anders, sondern vielmehr nicht. Sie sind stehen geblieben. Nicht alle, im Studio zum Beispiel hängt noch eine, die verrät, was die Stunde schlägt. Und sie zeigen auch nicht alle auf fünf vor zwölf. Einige schon. Aber die haben Spaßvögel manipuliert.
Der Vorgang, also der Stillstand, ist Folge der Umzugsvorbereitungen: Der für die Uhrensteuerung zuständige Rechner ist schon in den Rohbau des neuen Sender-Domizils im Faulenquartier verbracht worden. Das wirkt wie ein Missgeschick – weil Zeit in einem Verlaufsmedium wie dem Radio eine wichtige Rolle spielt. Aber Radio Bremen hat auch den Ruf als Kreativ-Abteilung der ARD. Möglich also, dass dahinter doch ein weiser Plan der Intendanz steckt: Manche vermuten, der Sender bekomme künftig Paulchen Panters Song „Ist es wirklich schon so spät?“ als Erkennungsmelodie – worauf man die Untergebenen nun behutsam einstimmt. In Wahrheit verrät sich hier aber wohl ein fast seelsorgerisches Programm. Es geht darum, mit Heidegger den „vulgären Zeitbegriff“ hinter sich zu lassen, um zum Einblick in die „Möglichkeit der maßlosen Unmöglichkeit der Existenz“ Radio Bremens vorzudringen. Nur die MitarbeiterInnen, schnödes Volk, die wissen’s nicht zu schätzen. Sie behelfen sich – mit Küchenuhren. bes