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Archiv-Artikel

unterm strich

Einen Tag nach der Wiedereröffnung der nach Drohungen von Muslimen zeitweise geschlossenen Satire-Ausstellung „ZOG“ in Berlin (taz berichtete) sind am Mittwochmorgen die Türschlösser der Galerie verklebt worden. Gegen einen Mann wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Satire-Ausstellung der dänischen Künstlergruppe Surrend war am Dienstag nach knapp einer Woche wieder geöffnet worden. Der Kunstverein Tiergarten hatte in der vergangenen Woche aus Sicherheitsgründen die Ausstellung vorübergehend geschlossen. Anlass waren Proteste gegen eines der 22 ausgestellten Plakate, auf dem die Kaaba in Mekka zu sehen ist. Darüber steht „Dummer Stein“ geschrieben.

Dass Abu Dhabi ehrgeizige Kunstpläne hat, ist eh klar – nun wurden sie im Berliner Hotel Adlon vorgestellt. Ein gigantisches Guggenheim-Museum und eine futuristische Louvre-Dependance sind das Herzstück. Das reichste der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) will auf einer seiner Inseln das „weltgrößte Ensemble erstklassiger Kultureinrichtungen“ bauen – nach Plänen von Stararchitekten wie Lord Norman Foster, Jean Nouvel, Frank Gehry und Tadao Ando. Wie der Geschäftsführer der Tourismus- und Entwicklungsgesellschaft des Projekts, Lee Tabler, sagte, gehört auch eine schon halbfertige Brücke dazu, die es Touristen aus aller Welt ermöglichen soll, innerhalb von 15 Minuten vom Flughafen in den Kulturbezirk auf der „Insel des Glücks“ (Saadiyat) – 500 Meter vor der Küste – zu kommen. Mit Superlativen werfen die Scheichs nur so um sich. Eine „kulturelle Kraft, die Grenzen überschreitet“ sei eine Möglichkeit des Dialogs und fördere die Toleranz, sagte der Generaldirektor der Tourismusbehörde des Scheichtums, Mubarak al-Muhairi. Es sei jedoch kein Luxusobjekt, sondern eine Notwendigkeit für die Region. Heißt: Wenn das Öl nicht mehr fließt, soll die Kultur es richten. Langfristige Zusammenarbeit ist bereits mit Frankreich und der Guggenheim Foundation vereinbart. Geplant ist auch bereits die Weltpremiere von „Don Giovanni“ auf Arabisch mit Künstlern aus dem Libanon und Polen, und an diesem Freitag reist die Staatskapelle Dresden zur Richard-Wagner-Gala an den Golf. Ob auf der „Insel des Glücks“ auch Kunst aus deutschen Museen zu sehen sein wird, ist noch offen: Es werde derzeit mit Museumsdirektoren aus München, Dresden und Berlin verhandelt, verriet Tabler. Worüber, wollte er aber noch nicht sagen.