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Archiv-Artikel

unterm strich

Erwin Strittmatter (1912–1994) war Mitglied der SS. Der namhafte DDR-Schriftsteller, dessen Romane wie „Ochsenkutscher“ (1951) und „Ole Bienkopp“ (1963) im Aufbau-Verlag erscheinen, gehörte nach Recherchen des Literaturwissenschaftlers Werner Liersch im Zweiten Weltkrieg dem „SS-Polizeigebirgsjägerregiment 18“ an. Bereits im Jahr 1941 sei Strittmatter zur Ordnungspolizei einberufen worden, die dann 1943 in dieser größeren Kampfeinheit aufgelöst wurde. Zunächst kam sie in Slowenien zum Einsatz, dann in Finnland und schließlich in Griechenland, wo Partisanen bekämpft wurden und wiederholt Massaker an der Zivilbevölkerung und Geiselerschießungen erfolgten. Eine direkte Beteiligung an Gewalttaten ist Erwin Strittmatter nicht nachzuweisen. Er war als Bataillonsschreiber verpflichtet, hätte aber, so Liersch, „Kenntnisse von einem ungewöhnlichen Radius“ haben müssen. In der DDR habe sich Strittmatter, der in seiner Jugend als Bäcker, Kellner, Chauffeur und Tierwärter arbeitete, aber zeitlebens als apolitischer Pazifist inszeniert. Auch Strittmatters Witwe, Eva Strittmatter, gab an, nichts von seiner Mitgliedschaft in der SS gewusst zu haben. „Es ist offenbar eine deutsche Haltung, nicht alles zu offenbaren, was im Krieg wirklich geschah“, sagte Werner Liersch, der in den Akten des Bundesarchivs geforscht hat. Strittmatters Romane hätten ihm früher viel bedeutet.