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Archiv-Artikel

unterm strich

Internationale Organisationen bemühen sich neuerdings um besondere Nähe zur Populärkultur. So hat der Europarat in Straßburg am Freitag eine CD herausgebracht, die rund zwanzig moderne Versionen der Europahymne enthält. Auf der CD ist Beethovens „Ode an die Freude“ von 1823 unter anderem in einer Techno- und einer HipHop-Version zu hören. Die Remixe von Beethovens Stück sollen Jugendliche für Europa begeistern. Mit der Musik sollen in Zukunft zum Beispiel Berichte über Europa in Radio und Fernsehen jugendgerecht (!) musikalisch untermalt werden. Die Neuaufnahme der „Ode an die Freude“ hat aber auch einen juristischen Hintergrund: Um die bisher als Standard geltende klassische Aufnahme, die der 1989 verstorbene Herbert von Karajan 1971 einspielte, gibt es einen Autorenstreit mit den Erben. Die 45 Mitgliedstaaten des Europarats hatten die Karajan-Version 1972 als Europahymne angenommen, die Europäische Union folgte 1986. „Wir wollten lieber bei null anfangen, als uns in lange Verhandlungen zu verstricken“, sagte dazu Europarats-Vertreter Alun Drake.

Auch die UNO öffnet sich dem Populären: So hat der Regisseur Sydney Pollack die Erlaubnis erhalten, Szenen für seinen neuen Film im New Yorker Hauptquartier der UNO zu drehen. Die Dreharbeiten zu „The Interpreter“, so der geplante Filmtitel, sollen im März beginnen. Nicole Kidman spielt darin eine UNO-Dolmetscherin, die ein Mordkomplott belauscht. Eine Pressesprecherin von Kofi Annan teilte mit, es sei im Interesse der Organisation, ihre Arbeit gewöhnlichen Kinobesuchern näher zu bringen. Sydney Pollack kann sich geehrt fühlen. 1959 hatte die UNO noch abgelehnt, als Alfred Hitchcock für seinen Film „North by Northwest“ um eine Drehgenehmigung bat.