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Archiv-Artikel

unterm strich

Sie hat unseres Wissens nicht in Punkbands gesungen, hat aber trotzdem etwas von dieser wachen, rebellischen Attitüde in unsere Zeit gerettet: Die österreichische Schriftstellerin und Essayistin Marlene Streeruwitz, die eine Ehrung durch die österreichische Präsidentschaftskandidatin und Außenministerin Benita Ferrero-Waldner ablehnt. Die konservative Politikerin sollte am 12. März eine Ansprache bei der Verleihung des Kulturpreises der Stadt Baden bei Wien an Streeruwitz halten. „Hier wird nun eine Preisverleihung, die Anerkennung für Kunst- und Kulturschaffende ausdrücken soll, in eine Wahlveranstaltung verwandelt, erklärte Streeruwitz gestern in Wien. Ferrero-Waldner ist bei der Wahl am 25. April Kandidatin der konservativen Volkspartei. Der Kulturpreis der Stadt Baden wird seit 1964 an kulturell verdiente Persönlichkeiten aus der Stadt verliehen. Streeruwitz feierte mit Romanen wie „Verführungen“, „Lisas Liebe“ oder „Partygirl“ sowie Theaterstücken wie „Waikiki Beach“ große Erfolge im deutschsprachigen Raum.

Die Entscheidung des Deutschen Städtetags, das Amt des Dezernenten für Kultur und Bildung abzuschaffen, ist von den deutschen Theatern und Orchestern scharf kritisiert worden. Die Entscheidung komme einem politischen Offenbarungseid gleich, da die Kommunen neben den Ländern die wichtigsten Träger von Kultur in Deutschland seien, teilte der Deutsche Bühnenverein gestern in Köln mit. Der Bühnenverein forderte den Städtetag auf, seine Entscheidung rückgängig zu machen.

Und noch ein Preis: Die ehemalige Intendantin des Berliner Hebbel-Theaters, Nele Hertling, wird am Sonntag mit dem Caroline-Neuber-Preis der Stadt Leipzig ausgezeichnet. Hertling habe den einseitigen Theaterbegriff in Deutschland aufgebrochen und stets nach Wegen jenseits der klassischen Gattungsbegriffe gesucht, begründete die Stadt gestern die Auszeichnung. Die Laudatio wird der langjährige Direktor der Berliner Festspiele, Ulrich Eckhardt, halten. Also endlich mal kein Politiker. Also auch kein Grund zum Davonlaufen, den Preis in die Mülltonne zu treten. Nein, Nele Hertling darf sich einfach über 6.000 Euro freuen, jenseits der Ehre. Immerhin habe Hertling entscheidenden Anteil daran, dass das moderne Tanztheater in Deutschland sich habe durchsetzen können, hieß es weiter. Mit der Auszeichnung erinnert Leipzig an die sächsische Schauspielerin Caroline Neuber (1697–1760). Seit 1998 werden mit dem Preis weibliche Theaterschaffende aus dem deutschsprachigen Raum geehrt, zuletzt Konstanze Lauterbach und Inge Keller.