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Archiv-Artikel

unterm strich

Amerika genießt nach Meinung des neuen PEN-Präsidenten Salman Rushdie unter seiner gegenwärtigen Regierung nicht mehr die uneingeschränkte Redefreiheit. „Ich meine, es gibt hier ein Problem“, sagte Rushdie der dpa am Dienstag nach seiner Wahl an die Spitze des Schriftstellerverbandes PEN American Center in New York. „Die USA machen es kritischen Stimmen zurzeit schwer“, sagte der Autor des Romans „Die Satanischen Verse“ (1988). Er höre von Kollegen, dass sie „nur dann zu Vorträgen zugelassen werden, wenn sie den Standpunkt der Regierung (in Washington) vertreten“. Der PEN-Club habe in zahlreichen politisch unterdrückten Ländern Erfahrung im Kampf um das Recht auf freie Meinungsäußerung gesammelt. „Es ist an der Zeit, dass Amerika auf die Stimmen der Welt hört.“

Der indisch-britische Schriftsteller ist vor knapp fünf Jahren nach New York gezogen und fühlt sich dort als freier Mann, wie er sagt. Der von dem iranischen Revolutionsführer Ajatollah Chomeini verkündete Mordaufruf gegen seine Person, die „Fatwa“, sei „Schnee von gestern“. Ihm drohe zwar gelegentlich noch die eine oder andere Stimme mit Strafe dafür, dass er angeblich den Islam beleidigt habe. „Deshalb ist das Kapitel für mich aber trotzdem seit Jahren geschlossen“, sagte Rushdie.

Auch zur Lage auf dem Buchmarkt äußerte sich der neue Präsident von PEN Amerika zuversichtlich. Natürlich stimme es, dass von den großen Verlagshäusern in Europa und den USA Bestsellerlektüre und Bestsellerautoren bevorzugt würden. „Das ist ein internationaler Trend“, sagte er. Aber kleinere, unabhängige Verlage griffen Autoren auf, die nicht dem Mainstream angehören, und machten gute Geschäfte mit ihnen.

Rushdie selbst schreibt zurzeit seinen neunten Roman und will ihn bis zum Jahresende abschließen. Das Buch „Shalimar Clown“ spielt in Indien und den USA und soll Anfang 2005 veröffentlicht werden. New York sei überaus inspirierend für ihn, sagte Rushdie. „Das lässt sich schon daran ablesen, dass ich meinen letzten Roman („Wut“) über New York geschrieben habe.“

Der Präses der Hamburger Handelskammer, Karl-Joachim Dreyer, hat eine „strategische Kulturpolitik“ für die Hansestadt gefordert. Die kulturellen Einrichtungen sollten nach „besten kaufmännischen Existenzkriterien“ haushalten, sagte Dreyer bei einer Veranstaltung zur Kulturpolitik am Mittwoch im Musem für Kunst und Gewerbe. Allerdings müsse die Politik auch Raum für Aktivitäten bieten, die sich nicht unmittelbar rentieren. Dreyer bemängelte die noch zu geringe Nutzung von Kultureinrichtungen.