unterm strich :
Deutsche Museen gehen immer seltener den Spuren von Kunstwerken nach, die während des Nationalsozialismus unrechtmäßig als „Raubkunst“ aus jüdischen Sammlungen in ihren Besitz gekommen sind. Zu diesem Ergebnis ist die Kölner Kunsthistorikerin Katja Terlau bei ihren Recherchen gekommen. Das Interesse am NS-Kunstraub und dessen Erforschung sei „spürbar erlahmt“, kritisierte Terlau als Sprecherin eines bundesweiten „Arbeitskreises Provenienzforschung“.
Der Boom, in dem vor wenigen Jahren Kongresse zum Thema abgehalten und Arbeitsstellen eingerichtet wurden, ist offenbar vorbei. Von den in den vergangenen drei Jahren an sechs Museen eingerichteten Forschungsstellen sei die Hälfte bereits wieder gestrichen worden, so Terlau: „Der Druck der Bundesregierung und der Öffentlichkeit hat nachgelassen.“
Zuletzt hatte die Kunsthistorikerin am Kölner Wallraf-Richartz-Museum zur ungeklärten Herkunft von Kunstwerken gearbeitet. Hier wie auch am Rheinischen Landesmuseum Bonn und bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München ist die Forschung zur Raubkunst mittlerweile eingestellt worden; weitere Projekte in Hamburg und Hannover laufen in absehbarer Zeit aus. „Ob das internationale Ansehen der deutschen Museen damit gesteigert werden kann, sei dahingestellt“, sagte Terlau, die weiterhin Klärungsbedarf „im Hinblick auf zweifelhafte Besitzverhältnisse“ sieht. Um die angehäuften Fachkenntnisse der Forscher zum Schicksal etwa jüdischer Kunstsammler oder zu Praktiken dubioser Händler, die in den Kunstraub verstrickt waren, zu speichern, sei zudem dringend die Einrichtung eines Zentralinstituts notwendig.