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Manche Meldungen beginnen hoffnungsfroh: Rund jeder dritte Deutsche kennt den Komponisten Friedrich Hollaender oder den Schriftsteller Alfred Döblin, meldete dpa und das scheint dann doch ein erfreuliches Zeichen für Bildung. Die Nachricht geht auf eine Forsa-Umfrage zur Popularität von Künstlern zurück, die während des NS-Regimes in die Emigration gezwungen worden sind. Hollaender, Komponist des Marlene-Dierich-Songs „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, ist demnach 36 Prozent der Bundesbürger bekannt; Döblin, Autor von „Berlin Alexanderplatz“, kennen 32 Prozent der Deutschen. „Erschreckende Wissenslücken“ hätten sich allerdings aufgetan, wenn nach dem Werk der betreffenden Künstler gefragt worden sei, erklärte der Vorsitzende der Else-Lasker-Schüler-Stiftung, die die Umfrage in Auftrag gab. Immerhin hätten mehr Bürger aus der ehemaligen DDR als Westdeutsche gewusst, dass Friedrich Hollaender „Kunstschaffender“ gewesen sei.
Vergessen zu werden, ist ein bedrohliches Schicksal für Künstler; härter aber noch ist es, im Alltag zu verarmen. Die Berliner Akademie der Künste verband die Warnung vor dieser trüben Aussicht mit einer Forderung nach Unterstützung besonders älterer Autoren, die oft am Rande der Hilfsbedürftigkeit lebten. So müsse die Künstlersozialkasse gezielt ausgebaut werden und das Autorenwerk der „Verwertungsgemeinschaft Wort“ den seit 1996 geltenden Aufnahmestopp wieder aufheben. Zudem ist für viele Autoren die Möglichkeit weggebrochen, mit den Aufträgen für den Rundfunk Honorare zu bekommen, seit ein „Gleichschaltungsprozess“ die Programme angleiche. Die Erklärung der Akademie unterschrieben unter anderem Peter Härtling und Adolf Muschg.