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Archiv-Artikel

unterm strich

„Verehrter Herr Flick, es gibt eine Würde des Verzichtes. Sie könnten sie erlangen, wenn Sie darauf verzichteten, durch ein blendendes Kunstmuseum in Berlin den Namen Flick in ein grelles Scheinwerferlicht zu tauchen, das die NS-Vergangenheit Ihres Großvaters Friedrich Flick, dessen Zwangsarbeiter-Ausbeutung und Arisierungs-Verbrechen sowie deren Folgen vielleicht zeitweise überstrahlen, aber niemals mildern kann.“ So endet der offene Brief, mit dem Salomon Korn vom Zentralrat der Juden gestern auf den offenen Brief von Friedrich Christian Flick im Berlin Tagesspiegel vom Samstag antwortete.

Flick meinte in diesem Brief, Korn empöre vor allem seine, Flicks, Aussage, dass die „Ausstellung meiner Sammlung auch dazu führen würde, dass der dunklen Seite meiner Familiengeschichte eine hellere hinzugefügt wird“. Doch dazu stehe er, wie zu seiner Weigerung, in den Zwangsarbeiterfonds einzuzahlen, und statt dessen seine Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus gegründet zu haben. Korn hält dieses Argument aber nicht für stichhaltig. Denn seit Antritt seines Erbes 1975 bis zum Scheitern seines Museumsprojekts in Zürich 2001 habe Flick nichts unternommen, was seinen Wunsch, Verantwortung zu übernehmen, in irgendeiner Form dokumentiere. Erst nach seinem Scheitern in Zürich habe er, auf Anraten einer dortigen PR-Agentur, seine Stiftung gegründet, womöglich vorrangig zum Zwecke gezielter öffentlicher Wirkung.

Er, Salomon Korn, stimme Flick zwar vorbehaltlos zu, wenn Flick am Ende seines Briefes schreibe, die Enkel hätten kein Blut mehr an ihren Händen. Denn es gebe weder Kollektivschuld noch Sippenhaft. „Aber in Ihrem Fall haben die Enkel eine besondere Verantwortung und eine besondere moralische Verpflichtung im Umgang mit dem Blutgeld des Großvaters.“

Doch: „Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, aufgrund welcher philanthropischer Leistungen, Entschädigungszahlungen oder Verdienste um das Gemeinwohl Ihnen nunmehr eine öffentliche Bühne für die Rehabilitierung Ihres Familiennamens geboten werden soll. Eigentlich müsste es Ihnen doch in erster Linie darauf ankommen, als Individuum durch besondere persönliche Verdienste Anerkennung und Respekt für den Menschen Friedrich Christian Flick zu erwerben und nicht bloß einem umstrittenen Familiennamen eine helle Seite hinzuzufügen. Und da gehörte eben mehr dazu, als seine mit dem Blutgeld des Großvaters erworbene Kunstsammlung der Öffentlichkeit leihweise zur Verfügung zu stellen.“