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Der in Frankfurt (Oder) tätige Historiker Karl Schlögel erhält den Sigmund-Freund-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Das gab die Akademie gestern bekannt. Der 56 Jahre alte Schlögel lehrt osteuropäische Geschichte an der Europa-Universität Viadrina.
Der Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik geht an die Schriftstellerin und Malerin Anita Albus. Die 61-Jährige schreibt und malt in München und Burgund. Beide Auszeichnungen sind mit 12.500 Euro dotiert und werden auf der Herbsttagung der Akademie am 23. Oktober in Darmstadt verliehen.
Der Intendant des Staatstheaters Kassel, Christoph Nix, hat Musikern mit der Kündigung gedroht, um sie zum Spielen der „Internationale“ zu zwingen. Das bestätigte gestern das hessische Kunstministerium, das auf eine Beschwerde des Orchesters hin eine solche Sanktion aber ablehnte. „Wir halten es für unzumutbar, Orchestermitglieder, die unter dem DDR-Regime gelitten haben, so unter Druck zu setzen“, sagte Ministeriumssprecherin Adrienne Lochte in Wiesbaden. Das kommunistische Kampflied, wie es bei dpa heißt, hätte gestern bei einem Konzert im VW-Werk gespielt werden sollen.
Zum besseren Verständnis: Die „Internationale“ entstand in Frankreich, kurz nachdem dort die fortschrittliche Selbstverwaltung der Pariser Commune von 1871 von der konservativen französischen Regierung mit einer brutalen Militäraktion blutig zerschlagen worden war. Der Text stammt von Eugène Pottier, 1888 schrieb Pierre Degeyter die dazugehörige Melodie. 1917 wurde die „Internationale“ zur ersten russischen Nationalhymne und zur offiziellen Staatshymne der Sowjetunion erklärt. Stalin führte dann 1943 offiziell eine neue sowjetische Staatshymne ein, in der die „Unzerstörbare Union“ „unter der Sonne der Freiheit“ auf „Lenins Weg“ unter „Stalins Erziehung“ „von Sieg zu Sieg geführt“ wird. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion konstituierten sich die meisten Völkerschaften 1993 als „Russische Föderation“. Russische Nationalhymne ist seitdem das Lied „Russland, unser geheiligtes Land“.
Und Weiteres über böse französische Revolutionäre: Mit einer Skulptur des renommierten deutschen Bildhauers Stephan Balkenhol füllt Kleve eine Lücke im Stadtbild. Diese „Leerstelle“ war entstanden, als die französischen Revolutionstruppen 1794 den so genannten „Eisernen Mann“, eine Arbeit des klevischen Statthalters Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604–1679), zerstörten.