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Der chilenische Schriftsteller Roberto Bolaño ist am Dienstag im Alter von 50 Jahren an den Folgen einer Hepatitis gestorben. Bolaño, der nach der Machtergreifung von Augusto Pinochet 1973 aus Chile flüchten musste, lebte seit 1977 in Spanien, wo er mit mehreren Literaturpreisen für seine sperrigen, aber hochspannenden politischen Romane ausgezeichnet wurde. Als seine Heimat bezeichnete er nicht Chile, nicht Spanien, sondern vor allem die spanische Sprache: „Es würde mir auch nichts ausmachen, mich als Berliner zu fühlen“, bekannte er in einem taz-Interview. Neben seinem Autorenlexikon über die „Naziliteratur in Deutschland“ gehören zu seinen bekanntesten Werken der Kriminalroman „Stern in der Ferne“, in dem Bolaño die Frage nach der Mitschuld der chilenischen Intellektuellen am Sturz Allendes stellt, dann „Die wilden Detektive“, ein Roman über die verlorene Generation lateinamerikanischer Intellektueller, und schließlich der zuletzt von ihm in Deutschland veröffentlichte Roman „Amuleto“, ein fiktiver Monolog der „Mutter der mexikanischen Poesie“. Der Tod unterbrach die Arbeit an seinem letzten, fast tausend Seiten zählenden und fast fertigen Roman mit dem Titel „2666“. Bolaño wollte das Buch nach einer in der nächsten Zeit anvisierten Lebertransplantation beenden.