piwik no script img

Archiv-Artikel

unterm strich

Ein „Bühnenweihfestspiel“ hat Richard Wagner den „Parsifal“ genannt, und weihevoll geht es zu bei den Aufführungen im Bayreuther Festspielhaus: Applaudiert werden darf erst am Ende, wenn der Schwarze Ritter die Erlösung gebracht hat. Wenig ritterlich dagegen und weihevoll ist das Schauspiel, das Festspielchef Wolfgang Wagner und der neue „Parsifal“-Regisseur Christoph Schlingensief drei Wochen vor der Premiere am 25. Juli bieten. Nach Streit um das Regiekonzept drohte Schlingensief mit Abreise, nun hat er sich krankgemeldet. „Die Premiere ist nicht gefährdet“, wiegelt Festspielsprecher Peter Emmerich ab. Die Proben liefen auch ohne Schlingensief weiter, dessen Rückkehr nach Bayreuth man in den nächsten Tagen erwarten. „Die Festspiele sind in der Lage, Diskussionen zu führen und auszuhalten.“

Freilich haben diese Diskussionen bereits dazu geführt, dass beide Seiten Anwälte eingeschaltet haben. Schlingensief, so ist zu hören, fühle sich in Bayreuth blockiert, man werfe ihm Knüppel zwischen die Beine. Um geplante Video-Einblendungen soll es dabei unter anderem gehen, es gebe, so Schlingensief „in Bayreuth eine extreme Abwehr […] gegen dieses Element von Projektion“. Dennoch wird Schlingensief die „Parsifal“-Premiere kaum platzen lassen. Es wäre ein nie da gewesener Eklat am Grünen Hügel. Im Falle einer anschließenden juristischen Auseinandersetzung müsste der Regisseur schon sehr gewichtige Argumente ins Feld führen können, um Erfolg zu haben.

Andererseits: Der Schaden für Wolfgang Wagner wäre wohl noch größer. Die überraschende Absage des dänischen Filmregisseurs Lars von Trier für den „Ring“ im Jahr 2006 vor wenigen Wochen hat die Festspiele in höchste Verlegenheit gestürzt.