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Archiv-Artikel

unterm strich

„Wie man dem toten Hasen die Kunst erklärt“, lautete ein Bildtitel von Joseph Beuys. Dass man die Kunstwerke von Joseph Beuys Kindern vielleicht viel besser als Erwachsenen erklären kann, will jetzt eine Ausstellung im niederrheinischen Museum Schloss Moyland bei Kleve beweisen. „Reden, Denken, Machen“ heißt die Schau, die das vielschichtige und oft als schwierig verschriene Werk des Künstlers aus Kleve mit zahlreichen Originalen neugierigen Kindern und Jugendlichen näher bringt.

Fett und Schokolade, geheimnisvolle rostige Gerätschaften, verschlüsselte Zeichnungen, seltsames Malmaterial: Alles, was dem Künstler den Ruf des Scharlatans einbrachte, reizt besonders die Fantasie der Kinder, sagt Museumspädagogin Anette Theyhsen. Immer wieder stehen im Hintergrund der Schau die Grundprinzipien, die für den 1986 gestorbenen Beuys Elemente des Lebens und seines Werkes waren: Kommunikation, Energie, die Rolle des Spiels und der Kunst.

Lustiger als SMS ist die Benutzung des „Dosentelefons“ aus Blechbüchsen, das als Kunstwerk in einer Vitrine liegt und von den Kindern nachgebaut werden kann. Vor allem das Essbare, vor Leckermäulern hinter Glas geschützt, zieht an: Arbeiten aus Schokolade und Honig.

Selbst Beuys-Kenner dürften in der Ausstellung noch eine wenig bekannte, heitere Seite des prominenten Künstlers und Vaters von zwei Kindern entdecken: „Backe, backe Kuchen“ (1950) heißt eine zarte, frühe Bleistiftzeichnung mit der Darstellung von Mutter und Kind. „Spielende Kinder“ (1958) tollen als Aquarell-Schatten über ein Blatt und sogar ein gezeichnetes Kasperl-Theater gehört zum Beuys’schen Bilder-Inventar.