unterm strich :
Zu der Auseinandersetzung um Mel Gibsons Film „The Passion“ hat sich der Münsteraner Theologe und Filmexperte Reinhold Zwick geäußert. Gibson wird vorgeworfen, „The Passion“ sei antisemitisch. „Dieser Streit reicht zurück bis in die Stummfilmzeit“, sagte Zwick gegenüber dpa. Bereits 1916 habe der US-Regisseur D. W. Griffith eine Szene seines Films „Intolerance“ nach heftigen Protesten neu gedreht. In der Originalversion waren es Juden, die Jesus ans Kreuz schlugen – eine Verzerrung der historischen Wahrheit. Wissenschaftlich bestehen keine Zweifel, dass die römische Besatzungsmacht Jesus von Nazareth zum Tode verurteilte. Nur der römische Statthalter von Judäa, Pontius Pilatus, durfte Todesurteile aussprechen. In den Evangelien heißt es zwar, dass das jüdische Volk den Tod Jesu und die Freilassung des Mörders Barrabas forderte. Doch das Neue Testament enthält eben keine historischen Berichte, sondern Glaubenszeugnisse, in denen Geschichte und Deutung miteinander verbunden sind. Mel Gibsons Versuch, die Evangelien wortgetreu ins Bild zu setzen, erscheint daher naiv. „Ein unkritisches, fundamentalistisches Verständnis der Bibel, gepaart mit einer naturalistischen Darstellung, ergibt bei der Passionshandlung fast zwangsläufig denunzierende Klischeebilder der jüdischen Seite“, sagte Zwick.