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Archiv-Artikel

unterm strich

Eine kleine Sensation? Vielleicht. Das erste und vielleicht einzige Mal in seiner Amtszeit hat der Bundespräsident Horst Köhler überparteiliches Politikerlob geerntet! Köhler hat nach dem großen Erfolg der MoMA-Ausstellung angeregt, eine „Best of Berlin“-Schau in der Hauptstadt zu schaffen. So oder ähnlich könnte eine Sonderausstellung heißen, die bedeutende Kunstwerke aller Berliner Sammlungen einschließen solle. Grünen-Kulturexpertin Alice Ströver sprach von einer „guten Idee“. Auch Berlins ehemaliger Kultursenator Christoph Stölzl (CDU) und SPD-Kulturexpertin Brigitte Lange unterstützen den Vorschlag.

Kritisiert wird die Initiative dagegen von den Museumsmachern. Man solle sich nicht „betrunken von reinen Besucherzahlen“ zu einer „eindimensionalen“ Ausstellung hinreißen lassen, warnte Bernd Lindemann, Chef der Gemäldegalerie. „Dann kann man die Museen gleich dichtmachen.“ Die Mittel für eine aufwändige Werbekampagne gingen „mit Sicherheit zu Lasten der bestehenden Häuser“. Auch der Direktor der Berlinischen Galerie, Jörn Merkert und Matthias Henkel, Sprecher der Staatlichen Museen, äußerten Skepsis und Unmut.

Derweil reißt (bzw. reist) der MoMA-Andrang nicht ab. Ja, die Schlange vor der Neuen Nationalgalerie in Berlin wird sich wohl trotz längerer Öffnungszeiten noch verlängern. Von einem Tag auf den anderen wurde auch der beste Trick (außer dem Besitz eines Presseausweises natürlich), um ohne anzustehen in den begehrten Glaspalast zu gelangen, abgeschafft: die so genannte VIP-Karte. Bei der handelt es sich offiziell um eine frei erwerbliche Jahreskarte für die Staatlichen Berliner Museen, die bis vor drei Tagen den Eintritt durch die VIP-Tür gestattete. Dass die Besitzer dieses Tickets nicht very important, sondern nur very rich und very ungeduldig waren, war bisher egal.

Das ist jetzt vorbei. Ohne vorherige Ankündigung entschied sich die Projektleitung, dass Jahreskartenbesitzer seit dem 1. September die ganz normale Schlange nutzen müssen. Und in der wartet man halbe Tage lang. Der verbleibende Trick für die, die nicht anstehen wollen: sich einen Studenten mieten, der stellvertretend wartet.