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Archiv-Artikel

unterm strich

Im Zweifelsfalle erst mal ausdiskutieren ist die salomonische Lösung, auf die die Stadt Erlangen im Zusammenhang mit dem Skandal um die Aufführung des NS-Theaterstücks „Die Wölfe“ von Hans Rehberg am Mittwoch dieser Woche gekommen ist. Worum geht’s? Das Stadttheater Erlangen hatte für den 24. Oktober eine Inszenierung geplant, was aber auf empörten Widerstand gestoßen war. Der Publizist Ralph Giordano hatte das Stück einen „Akt der Versöhnung mit den Tätern auf dem Rücken der Opfer“ genannt und verlangt, dass es vom Spielplan abgesetzt werden müsse. Nun wird es zwar nicht abgesetzt, aber verschoben, und wenn es aufgeführt wird, wird es kritisch begleitet und problematisiert. Nun fragt man sich zwar, was da groß diskutiert werden soll bei einem Durchhalte-Theaterstück von 1944, das die deutschen Verluste im U-Boot-Krieg thematisiert. Da dürfte doch für alle Beteiligten klar sein, womit sie es zu tun haben. Aber nun, da das Stück einmal in der Welt ist, dürfte es wohl tatsächlich am besten sein, es eben nicht abzusetzen, sondern es einer volkspädagogisch wertvollen Rundumversorgung zuzuführen, sonst kommt noch irgendjemand auf die Idee, es gebe eine linke Kulturmafia, die in ihrem nationalmasochistischen Furor Tabus errichte, die es zu sprengen gelte. Bäh. Was für ein Elend, dass dieser Trick immer noch funktioniert: Man nehme irgendeinen NS-Kulturschmonz, behaupte er sei kulturell wertvoll und deshalb vielleicht politisch fragwürdig, aber trotzdem der Aufmerksamkeit wert, und warte darauf, dass irgendjemand es bemerkt und sich beschwert. Schwups, hat man eine Kontroverse und kann sich ein Loch in den Bauch freuen, auch mal für 15 Minuten an der Spektakelmaschine gedreht zu haben.