unterm strich :
In die Debatte über die Flick Collection, die kommende Woche in Berlin eröffnet, mischen sich nun auch Künstler ein. In einer Umfrage der Zeit sagt der Maler Gerhard Richter: „Da wird mit Namen gepokert, da werden Werte und Qualitäten behauptet, und eigentlich wird nur gezeigt, wie leicht und wie schnell es heute geht, eine so genannte hochkarätige Sammlung hinzuklotzen. Mit etwas Geld kann das fast jeder.“ Der Aktionskünstler Hans Haacke kritisiert vor allem Flicks Umgang mit der Geschichte seiner Familie. „Es ist Sklavenarbeit, die seine Sammlung mitfinanziert hat“, sagt Haacke im Hinblick auf Flicks Großvater, der in der Nazi-Zeit zehntausende Zwangsarbeiter ausbeutete. Bedenken äußert auch der Videokünstler Marcel Odenbach: „Mich stört an dieser Sammlung vor allem, dass sie ein Steuerflüchtling aufgebaut hat, der nun in Berlin groß gefeiert wird.“ Und auch der Fotograf Thomas Struth äußert Kritik: „Wenn Herr Flick sagt, dass er mit der Präsentation der Kunst die Geschichte seiner Familie aufhellen will, fühle ich mich vereinnahmt.“ Wie viele andere hält es Struth für unverständlich, dass Flick nicht in den Ausgleichfonds für Zwangsarbeiter eingezahlt hat.
Andere Künstler verteidigen das Verhalten Flicks: „Das viel größere Problem ist ja eh der deutsche Staat, der sich mit der Kunst schmücken will, um jeden Preis – und dabei völlig vergisst, nach der Vergangenheit zu fragen“, sagt der belgische Künstler Luc Tuymans. Der Fotograf Wolfgang Tillmans merkt an: „Ich finde die Art und Weise, wie dieser Sammler angegriffen wird, übertrieben und scheinheilig. Er wird zum Sündenbock gemacht, nur weil es leichter ist, alle Schuld auf seine Person zu projizieren, als sich mit dem Elend und Unrecht von heute zu beschäftigen.“