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Archiv-Artikel

unterm strich

Nun also tritt Bruce Nauman in der „Unilever Series“ der Tate Modern in London auf. Fünf Jahre lang sponserte der Seifenhersteller die Einladung an einen Künstler von Rang, die riesige Eingangshalle des Museums, die 155 Meter lang, 23 Meter breit und stolze 35 Meter hoch ist und ehemals als Turbinenhalle diente, mit einer Installation zu bespielen. Nach Olafur Eliassons „Weather Project“, einer enormen Sonne aus monofrequenten Leuchtstoffröhren, die sich größter Publikumsgunst erfreute, lässt der US-amerikanische Künstler die Halle vollkommen leer – bis auf einige Lautsprecher, aus denen Wortfetzen hallen. „Rohmaterialien“ nennt Nauman seine Soundinstallation. „Die unterschiedlichen Stimmen überlappen sich, so dass man selbst seinen Standpunkt wählen muss, wenn man etwas verstehen will“, erläuterte der Künstler. Und in üblicher Kuratorenmanier fügte die Ausstellungsmacherin Emma Dexter von der Tate Modern hinzu, das sage etwas „Grundlegendes über die menschliche Befindlichkeit“. Ah ja? Und was, bitte?

Klarer ist da schon die Ansage der Länder, die die Kulturstaatsministerin abschaffen wollen. Nicht speziell Christina Weiss, sondern das Amt der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien steht in Frage. Und zwar über die Zusammenführung der Bundeskulturstiftung mit der Kulturstiftung der Länder. Die gemeinsame Stiftung sollte dann im Grundgesetz verankert werden und damit der Kulturhoheit der Länder unterstellt werden. Der Deutsche Kulturrat sieht in diesem Vorschlag ein „Bundeskulturministerium unter Länderregie“ kommen, nach dem Motto „Nieder mit dem Bund, her mit seinem Geld“. Die Länder würden dann das letzte Wort darüber haben, was mit dem Geld des Bundes gefördert werden soll, und das unter Schröder neu geschaffene Amt wäre dann überflüssig. Tatsächlich besteht die beobachtbare Hauptfunktion des Amtes darin, über die anwesende Kulturstaatsministerin, jedem kulturellen Ereignis das Label „Politik“ beziehungsweise „Bundesregierung“ aufzudrücken. Mit dieser hoheitlichen Instrumentalisierung der Kultur wäre es mit dem Ländervorschlag dann vorbei. 16 Einzelländer machen eben keinen Staat in diesem repräsentativen Sinn. Vielleicht ein sehr begrüßenswerter Vorschlag? Womöglich sagt er noch etwas Grundlegendes über die menschliche Befindlichkeit? Schade wäre es nur um die Programme der Bundeskulturstiftung und ihre intelligente Projektförderung. Der bessere Vorschlag hieße freilich, nicht die Länder, sondern die Kommunen bekämen das Geld. Denn hier entsteht die Kultur, die Regierung und Politik für sich reklamieren.