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Archiv-Artikel

unterm strich

Leute heute (2): Sir Vidiadhar Surjaprasad Naipaul, indischstämmiger Literatur-Nobelpreisträger von 2001, will keine Bücher mehr schreiben. Sein kürzlich erschienenes Werk „Magic Seeds“ sei sein letztes, zitierte die Zeitung The Hindu am Freitag den Autor. „Menschen schreiben nicht mehr, wenn sie 72 sind“, sagte der 72-Jährige Naipaul und dachte dabei sicher nicht an Philip Roth oder Martin Walser oder Günter Grass. Über weitere Gründe Naipauls für seinen Schreibverzicht kann man nur spekulieren: Vielleicht ist es die Stimmung in Blairs England, die dem dort wohnenden Naipaul auf den Griffel geschlagen ist. Vielleicht sieht er seine Qualität schwinden. Wie auch immer: Ein Peter Handke, der an seinem 60. Geburtstag bekanntlich verkündet hat, nie wieder mit Journalisten zu reden, ist uns jedenfalls lieber als ein Naipaul, der nie wieder schreibt.

Leute heute (3): Hollywoodstar Robert De Niro nimmt derzeit keine italienischen Orden und Auszeichnungen an. Der Schauspieler, dessen Urgroßeltern aus einem süditalienischen Dorf stammen, sagte in Mailand die Verleihung eines Kulturpreises ab. Auch die ihm zuletzt angebotene italienischen Staatsbürgerschaft hat De Niro ausgeschlagen. Könnte man auf den Gedanken kommen, De Niro habe nicht so viel an der Waffel mit Berlusconis Italien, so wird als Grund aber ein anderer angegeben, zumindest in den Berlusconi-Medien: Es sei der US-Wahlkampf, in dem De Niro John Kerry unterstütze, heißt es dort, denn da De Niro in seinen Filmen Italoamerikaner häufig als Gangster und Mafiosi darstelle, könne deren Hilfe für Kerry zum Nachteil werden. „De Niro meint, es sei besser, die Preise besser erst nach den Wahlen anzunehmen“, sagte ein Regierungssprecher in Rom.