piwik no script img

Archiv-Artikel

unterm strich

Der Enkel von Käthe Kollwitz fordert einen würdigeren Umgang mit dem Vermächtnis der Malerin und Bildhauerin in ihrem früheren Wohnviertel am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg. Dort lebte und arbeitete die Künstlerin 52 Jahre lang. „Eine Gedenktafel am früheren Wohnhaus wäre sehr schön“, sagte der 74-jährige Arne Kollwitz der Berliner Zeitung. Auch der Direktor des Käthe-Kollwitz-Museums in der Fasanenstraße in Charlottenburg, Martin Fritsch, empfindet das Gedenken an die Künstlerin „am einzig authentischen Ort“ als völlig unzureichend. Jährlich kämen bis zu 40.000 Besucher ins Museum und fragten nach den Spuren der Künstlerin. Man kann sich das lebhaft vorstellen: In Prenzlauer Berg findet sich zwar jede Menge Latte Macchiato, aber keine Erinnerung an die harten Zeiten des Proletariats, die Kollwitz in ihren Zeichnungen, Radierungen und Gemälden zum Problem gemacht hatte.

Gedenkpolitik auch in Wipperfürth: Dort haben nordrhein-westfälische Autoren eine „Bibliothek gegen das Vergessen“ gegründet. Mit der Bücherei, die gemeinsam mit der Gesellschaft für Literatur (Münster) organisiert wird, will man gegen Rechtsradikale vorgehen, die bei ihrer Propaganda „vor keiner Geschichtsklitterung zurückschrecken“. Dem will die Bibliothek mit Lesungen sonntags „um fünf vor zwölf“ entgegenwirken.