unterm strich :
So langsam lichten sich die Reihen. Am Montag gab das kubanische Musikinstitut den Tod des Pianisten Rubén González bekannt, der mit dem Buena Vista Social Club zu spätem Ruhm gelangt war. Im Alter von 84 Jahren nimmt González damit nun seinen Platz in der Ahnengalerie der kubanischen Musik ein. Der kleine, feingliedrige Mann mit den weißen gekräuselten Haaren und dem gepflegten Schnurrbart gehörte zu den Elder Statesmen des durchwegs angejahrten All-Star-Ensembles, das der amerikanische Roots-Gitarrist Ry Cooder Mitte der Neunzigerjahre in Havanna zusammengestellt hatte. Längst Legende ist die Geschichte, wonach Rubén González zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon mit dem Klavierspiel abgeschlossen hatte, weil ihn seine arthritischen Finger plagten. Doch für Ry Cooder setzte er sie noch einmal in Bewegung. Ihm hatte es Rubén González auch zu verdanken, dass er im hohen Alter von 78 Jahren noch sein erstes Soloalbum aufnahm, mit dem er zur internationalen Größe aufstieg. Im Anschluss an die Buena-Vista-Sessions entstanden, trug das späte Debüt den lakonischen Titel „Introducing Rubén González“. Diese Aufnahmen sowie seine Auftritte mit den Buena-Vista-Kollegen Ibrahim Ferrer und Compay Segundo oder den Afro-Cuban All Stars um Manuel Galbán machten ihn berühmt. Denn obwohl er zu den unbestrittenen Meistern des Latin-Jazz und den Vorbildern für jüngere Latin-Pianisten wie Gonzalo Rubalcaba zählte, war Rubén González zuvor – im Ausland wie auf Kuba selbst – fast völlig in Vergessenheit geraten. Nach Aufenthalten in Panama und Argentinien war Rubén González Anfang der Sechzigerjahre ins nachrevolutionäre Havanna zurückgekehrt, wo er sich eher unauffällig in diversen Orchestern verdingte, während kubanische Musiker wie Celia Cruz und Tito Puente in den USA zu weltweiten Salsa-Stars aufstiegen. Es gehört zu den großen Überraschungen des westlichen Musikbetriebs, dass ihm am Ende seines Lebens doch noch weit mehr Aufmerksamkeit beschieden war als seinen in die USA emigrierten Kollegen.