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Archiv-Artikel

unterm strich

Als kritisches Statement zur Stadtschlossdebatte und der Sanierungspolitik in Berlin wird am Freitag die Fassade der Berliner Volksbühne verhüllt. Chefausstatter und Bühnenbildner Bert Neumann bringt an dem Haus am Rosa-Luxemburg-Platz eine Darstellung des Stadtschlosses an, teilte die Volksbühne gestern mit. Die Aktion ist Teil des Themenwochenendes „ErsatzStadt“ des Theaters. Die Volksbühne beschäftigt sich dabei ab Freitag in einer Vielzahl von Vorträgen, Performances, Diskussionen, Konzerten, Filmvorführungen und Installationen mit dem Verhältnis zwischen „Stadt und Theater“, „Stadt und Musik“ sowie „Stadt und Politik“. „ErsatzStadt“ setzt sich mit „dem Wandel des urbanen Raums im Zeitalter der Globalisierung“ auseinander. Heute Abend wird unter anderem ein Theaterstück von René Pollesch zu sehen sein, Hans Thies Lehmann, Carl Hegemann und Juliane Rebentisch werden sich über die „Grenzen des Spektakels“ unterhalten, und der legendäre Free-Jazz-Bassist Henry Grimes wird auftreten: was prima passt, ging Grimes in den frühen Siebzigern tatsächlich im Großstadtdschungel verloren, war dreißig Jahre verschollen, bis er vor zwei Jahren wieder auftauchte und seitdem wieder spielt.

Am Samstag werden sich Diedrich Diederichsen, Christian von Borries, Ekkard Ehlers, Sabine Sanio und Albrecht Wellmer über „Die Stadt als Musik. Oder: Wie wird Beton zum Gitarrenriff“ unterhalten. Dann werden Borries und Ehlers ein hundertköpfiges Orchester neue Kompositionen spielen lassen. Wahnsinn! Nachts schließlich wird die New Yorker Noiserock-Band Gang Gang Dance ihre Deutschlandpremiere haben. Am Sonntag wird es um „Stadt und Politik“ gehen und – wer weiß? – wird der Volksbühnenintendant Frank Castorf von seinem stadtschlossfassadenmäßig aufgehübschten Balkon aus die Republik ausrufen? Davon abgesehen wird es eine Performance von Heiner Goebbels und weitere Diskussionsrunden zum Themenblock „Stadt und Politik“ geben. Das Wochenende beschließen wird ein Konzert des Electronic-Acts Rechenzentrum, das unter dem Motto „Auferstanden aus Ruinen“ stehen wird.