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Archiv-Artikel

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Ist es ein Zeichen für das wieder erwachende Interesse an der Religion, das auch in dieser Zeitung in den vergangenen Wochen gerne behauptet wurde (bis der 60. Jahrestag des Kriegsendes und die rot-grüne Götterdämmerung das Interesse wieder abzogen)? Der Münchner Komponist Jörg Widmann (31) hat einen Orchesterzyklus mit der Komposition einer „Messe für großes Orchester“ abgeschlossen, die am kommenden Sonntag von den Münchner Philharmonikern unter Christian Thielemann uraufgeführt wird. „Ich knüpfe damit an die beiden vorhergehenden Werke ‚Lied‘ und ‚Chor‘ an, um meine Vorstellung des instrumentellen Singens umzusetzen“, sagte Widmann der dpa. Im Zentrum stehen der Erbarmensruf im Kyrie und eine „Golgotha-Szene“. „Ich habe eigentlich eine Messe für Chor, Solisten und Orgel geschrieben, in der aber alle Stimmen das Orchester übernimmt.“ Die Messe habe vier Teile, Sanctus und Agnus Dei fehlen. In das Gloria habe er die volle Musikdramatik von Anspruch auf Frieden in der Welt und der tatsächlichen Realität gelegt. „Blechbläser und Schlagzeug brüllen das Anliegen heraus, während die Streicher einen leisen Echochoral dazu spielen“, sagte Widmann. Er will mit seiner Messe den „urmenschlichen Fragen“ nach Frieden und Hoffnung einen „neuen Klangraum“ im Rahmen der Kirchenmusiktradition schaffen.