unterm strich :
Die Spielzeit nähert sich ihrem Ende, die Intendanten lassen sich interviewen: Wilfried Schulz vom Schauspiel Hannover zum Beispiel hält die Verankerung eines „Staatsziels Kultur“ im Grundgesetz für sinnvoll – die CDU hat eine solche Verankerung im Falle eines Wahlsiegs bei der geplanten vorgezogenen Bundestagswahl angekündigt. „Die größte Sorge ist“, sagte Schulz außerdem, „dass die Sparpolitik sich weiter fortsetzt.“
Der Münsteraner Intendant Wolfgang Quetes wiederum forderte von den Theatern mehr Mut zu Inhalten. „Das Theater ist ein Theater der Form geworden“, sagte Quetes gegenüber dpa. Er monierte das „Übergewicht des Regisseurs“ und forderte mehr Gewicht für die Autoren. „Wenn wir kein Autorentheater mehr machen wollen, werden wir bald allein stehen.“
Und dann meldet sich noch der französische Publizist und Philosoph André Glucksmann zu Wort, um dem neoliberalen Sachzwang zu huldigen: Er wirft den politischen Eliten in Deutschland und Frankreich Versagen vor: Sie seien unfähig, die EU-Finanz- und Verfassungskrise zu bewältigen. Der Gegensatz zwischen einem sozialen und einem liberalen Europa sei ein „ideologischer Rückfall hinter die Ideen, die den Aufbau Europas ermöglicht haben“, sagte Glucksmann dem Handelsblatt. Es sei schließlich Konsens, „dass man Marktwirtschaft und Solidarität nicht in Gegensatz zueinander setzen darf“. Über Gerhard Schröder und Joschka Fischer sagte Glucksmann: „Die fahren mit ihrem Kurs gegen die Wand.“ Deutschland und Frankreich könnten sich den ökonomischen Realitäten nicht entziehen. Denn diese seien hartnäckiger als die Utopie „eines Sozialstaats, der alle Probleme auf magische Weise löst“.