unterm strich:
Deutsche Autoren verurteilen Angriffe auf Schriftsteller in Belarus
Das PEN-Zentrum Deutschland und der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS in Verdi) verurteilen die Angriffe des diktatorischen Lukaschenko-Regimes auf den Verband der belarussischen Schriftsteller und auf die Schriftstellerorganisation PEN Belarus. Jetzt schreite das belarussische Justizministerium sogar zur Auflösung des PEN, teilten die beiden deutschen Schriftstellervereinigungen am Freitag mit. „Das deutsche PEN-Zentrum ist entsetzt, dass das Justizministerium eine Klage zur Liquidierung von PEN Belarus eingereicht hat“, sagte PEN-Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter Ralf Nestmeyer: „Wir erklären dem PEN Belarus und seinen Mitgliedern unsere uneingeschränkte Solidarität.“ „Die Behörden von Belarus gehen systematisch gegen die Zivilgesellschaft, Medien, Schriftsteller und Journalisten vor“, so die Bundesvorsitzende des VS, Lena Falkenhagen. Deutschland und die EU müssten auf diese Schritte gegen demokratische, rechtsstaatliche Prinzipien Taten folgen lassen. Den Angaben zufolge sind die Büros des Verbandes belarussischer Schriftsteller (UBW) und des PEN Belarus am 14. Juli von Strafverfolgungsbeamten gestürmt und Computer und Dokumente beschlagnahmt worden. Der Vorsitzende des UBW, der Schriftsteller Barys Piatrovich, sei unter Hausarrest gestellt worden. Das Konto des PEN sei gesperrt worden. Die Vorsitzende, Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch, war schon im September 2020 wegen ständiger Bedrohungen nach Deutschland ausgereist.
Hollywood-Film zu Christchurch-Attentaten auf Eis gelegt
Nach Protesten werden die Pläne für einen Film über die Terrorattacken im neuseeländischen Christchurch auf Eis gelegt. Drehbuchautor und Regisseur Andrew Niccol („Gattaca“, „Anon“) werde das Projekt nicht weiter verfolgen, „bis eine vollständige Konsultation mit der muslimischen Gemeinschaft Neuseelands stattgefunden hat“, zitierte die Zeitung New Zealand Herald den Filmemacher am Freitag. Er sei „zutiefst betroffen“, dass die Filmidee zu „They Are Us“ (Sie sind wir) den Familien der Opfer solchen Schmerz bereitet habe. Ein Rechtsextremist aus Australien hatte im März 2019 zwei Moscheen angegriffen und 51 Menschen getötet. 50 weitere wurden teils lebensgefährlich verletzt. Das Verbrechen gilt als das verheerendste in der jüngeren Geschichte Neuseelands. Im Film wollte Niccol die Reaktion auf die Anschläge in den Mittelpunkt stellen. Die australische Schauspielerin Rose Byrne („Brautalarm“) sollte die Hauptrolle spielen und Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern verkörpern. Diese hatte sich damals als Krisenmanagerin bewährt und international viel Lob für ihr mitfühlendes Verhalten bekommen. Aber schon Stunden nachdem die Fachzeitschrift Hollywood Reporter über die Pläne berichtet hatte, hagelte es in Neuseeland empörte Kommentare. Viele Mitglieder der muslimischen Gemeinschaft kritisierten, dass nicht die Opfer und ihr Trauma im Mittelpunkt des Films stehen sollten. Ardern selbst ließ verlauten, sie sei nicht in das Projekt involviert und auch nicht darüber informiert worden. Viele monierten zudem, es sei zu früh für einen Blockbuster zu dem sensiblen Thema.
Bund zeichnet Kinos aus
Für ihre Filmauswahl werden bundesweit 245 Kinos mit dem Kinoprogrammpreis ausgezeichnet. Mit bis zu 50.000 Euro hohen Prämien fördert der Bund nach Angaben vom Freitag die Spielstätten „für ein kulturell herausragendes Jahresfilmprogramm“. Wegen des pandemiebedingt eingeschränkten Filmangebots und der Krisenbedingungen sei die sonst übliche Entscheidung einer Jury durch ein automatisiertes Verfahren ersetzt und die Mittel um drei auf fünf Millionen Euro erhöht worden. „Die Kinoprogrammpreise sollen auch dazu beitragen, die Kinovielfalt und die kulturell anspruchsvolle Programmarbeit der Arthouse-Kinos nach der Pandemie zu sichern“, so Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU).
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