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unterm strich

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Homosexuelle für erlittenes staatliches Unrecht um Vergebung gebeten. Bei einem Festakt zum zehnjährigen Bestehen des Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen erinnerte das Staatsoberhaupt am Sonntag daran, dass Schwule und Lesben nach dem Ende der NS-Zeit auch in der Bundesrepublik und der DDR weiter verfolgt wurden. Der 8. Mai 1945 sei für sie „nicht der Tag der völligen Befreiung“ gewesen, sagte der Bundespräsident.

Auch nach Gründung der Bundesrepublik seien Zehntausende Männer nach dem Paragrafen 175 verhaftet, verurteilt und eingesperrt worden. Sie hätten sich weiter verstecken müssen, wurden weiterhin bloßgestellt und hätten ihre wirtschaftliche Existenz riskiert. Steinmeier unterstrich, an die Betroffenen gerichtet: „Ihr Land hat Sie zu lange warten lassen. Deshalb bitte ich heute um Vergebung – für all das geschehene Leid und Unrecht und für das lange Schweigen, das darauf folgte.“

Günter Dworek vom Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) sagte, die Worte des Bundespräsidenten bedeuteten den Betroffenen „sehr, sehr viel“. Erstmals habe mit Steinmeier ein Staatsoberhaupt an dem vor zehn Jahren eingeweihten Denkmal gesprochen. Schwule und Lesben hätten es auch nach der NS-Zeit nicht leicht gehabt. Der Rechtlosigkeit sei eine lange Phase widerwilliger Duldung gefolgt. „Aber wir haben uns durchgebissen, Schritt für Schritt mehr Akzeptanz und Rechte erkämpft. Das hat unsere ganze Gesellschaft freier und unser Land lebenswerter gemacht“, betonte er.

Der österreichische Autor Thomas Köck erhält für sein Stück „paradies spielen (abendland. ein abgesang)“ den diesjährigen Mülheimer Dramatikerpreis. Nach rund zweistündiger öffentlicher Diskussion am Samstagabend vergab die Jury den mit 15.000 Euro dotierten Preis an Köck, weil seine mit Virtuosität und Sprachgewalt geschaffene Dystopie sich auch durch Humor auszeichne.

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