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unterm strichWar es Mord am sozialistischen Dichter?

Foto: dpa

„Ich bekenne, ich habe gelebt“ heißen die Memoiren von Pablo Neruda. Wie er 1973 gestorben ist, der chilenische Nobelpreisträger, darüber wurde viel spekuliert – besonders seit sein Chauffeur 2011 einem mexikanischen Magazin verriet, Neruda habe ihm berichtet, wie ihm im Krankenhaus in Santiago eine Spritze in den Bauch verabreicht worden war, wenige Stunden bevor er schließlich starb. Der Zeitpunkt des Todes ist merkwürdig: zwölf Tage nach dem Staatsstreich des rechten Militärs gegen den mit Neruda eng befreundeten, sozialistischen Präsidenten Chiles, Salvador Allende – und nur ein Tag bevor Neruda eigentlich ins Exil nach Mexiko fliehen wollte.

„Kachexie durch Prostatakrebs“ steht in Nerudas Todesurkunde, doch das stimme keinesfalls – zu diesem Ergebnis kommt nun ein 16-köpfiges international besetztes Team, das 2013 richterlich mit einer forensischen Analyse beauftragt worden war. Zum einen litt Neruda nicht unter Abmagerung, dem Hauptsymptom der Kachexie. Zum anderen fand das Team in einem exhumierten Backenzahn ein poten­ziell tödliches Bakterium – von dem allerdings noch zu klären wäre, ob es in einem Laboratorium gezielt gezüchtet wurde, was ein schwerwiegendes Indiz für Mord wäre.

Neruda war ein weltliterarisches, aber auch ein politisches Schwergewicht: Chilenischer Konsul in Madrid und Barcelona war er gewesen – und eigentlich auch Präsidentschaftskandidat der Sozialisten 1970, bevor er zugunsten von Allende auf die Kandidatur verzichtete. Der machte ihn dann zum Botschafter in Paris. Nachdem er zwei Jahre später aus Gesundheitsgründen zurücktrat, wurde er im Fußballstadion von Santiago triumphal empfangen. Von einer Lesung im Stadion können die meisten im Club der toten Dichter wohl nur träumen.

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