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Archiv-Artikel

unterm strich

Am Sonntag geht ein Stück deutscher Geschichte zu Ende: Über sechzig Jahre nach dem Einsturz der Dresdner Frauenkirche wird das spätbarocke Gotteshaus wiedereröffnet. Ein Jahr früher als geplant. Rund 100.000 Menschen werden zu der Zeremonie erwartet und 1.200 pro Stunde eingelassen. In der Kirche selber finden nur 1.700 Gäste Platz, darunter voraussichtlich Angela Merkel, Gerhard Schröder und Horst Köhler. Um die erste Weihe abzusichern, wartet Sachsen mit einem Großaufgebot an Polizei auf. Der 20 Meter breite Gürtel rund um die Kirche gilt als „Hochsicherheitsbereich“, über der Kirche wird ein Flugverbot verhängt. Obwohl das Dresdner Symbol beinahe völlig zerstört wurde, bestehen, man staune, 43 Prozent des Gebäudes aus ursprünglichem Steinmaterial. Von 7.110 aus dem Trümmerberg geborgenen Fundstücken konnten nach der Rekonstruktion 3.539 Stücke wieder in die Außenfassade eingebaut werden. Der Wiederaufbau selber kostete 132 Millionen Euro.

Während die Frauenkirche ab Sonntag wieder für jedermann geöffnet ist, steht das Bremer Theater vielleicht schon bald vor dem Aus: Dem Theater droht Anfang November die Insolvenz. Das Defizit des Hauses liegt insgesamt bei 4,7 Millionen Euro. Die 430 Beschäftigten selbst sollen für die Rettung in die Bresche springen: Keiner von ihnen hat sein Oktobergehalt bekommen. Die künstlerischen Mitarbeiter haben sich sogar bereit erklärt, für drei Spielzeiten auf ihr 13. Monatsgehalt und Urlaubsgeld zu verzichten. Für sie steht fest: „Die dramatische Finanzlage des Theaters wird benutzt, um die Beschäftigten zu erpressen. Die Zahlung der Oktober-Gehälter wird verweigert, um drastische Kürzungen durchzusetzen.“