unterm strich :
„Wir brauchen keine Person, die besonders graziös über den roten Teppich in Cannes wandeln kann, sondern jemanden, der ordentliche Gesetze für die Kultur zu Wege bringt“, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, gestern in Berlin über die noch offene Besetzung des Kulturstaatsminister-Amtes.Was die Kultur angeht, habe die große Koalition einen „Start mit verpassten Chancen“ hingelegt; der Bund habe zu Gunsten eines wieder größeren Einflusses der Länder an Gestaltungsspielraum verloren, lautet die Kritik des Kulturrates. Die Länder hätten sich auch gegen ein „Staatsziel Kultur“ im Grundgesetz gewehrt, wie es noch die Koalitions-Arbeitsgruppe Kultur vereinbart habe. Außerdem sei die Stellung des Bundes in der EU geschwächt worden. Noch letzte Woche hatte der Kulturrat die von CDU/CSU und SPD geplante Fusion der Kulturstiftung des Bundes und der Kulturstiftung der Länder begrüßt und als „seit Jahren überfällig“ bezeichnet.
Am ersten Dezember findet die „Jahrestagung Kulturwirtschaft“ statt, bei der die aktuellen Entwicklungstendenzen in der deutschen Kulturwirtschaft im Zentrum stehen werden. Deutschland ist in dieser Branche mit 965.000 Erwerbstätigen europaweit führend. Auf der Tagung werden auch die Tendenzen in den einzelnen Bereichen genauer unter die Lupe genommen: Manche Sektoren legten um 13 Prozent zu, andere schrumpften dramatisch. Mit von der Partie bei dem Treffen werden unter anderem Olaf Zimmermann vom Deutschen Kulturrat, der Berliner Kultursenator Thomas Flierl von der Linkspartei und FDP-Chef Guido Westerwelle sein.
Um viel Geld geht es auch in dieser Sache: die Schweizer Justiz hat auf Betreiben der Firma Nofa mehr als 50 Gemälde des Moskauer Puschkin-Museums im Schätzwert von fast einer Milliarde Euro beschlagnahmt. Nach Berichten russischer Medien war der Grund ein mehr als zehn Jahre dauernder Rechtsstreit der Schweizer Firma mit der russischen Regierung, bei dem es um angeblich unbezahlte Rechnungen für Lebensmittellieferungen geht. Die Sammlung französischer Impressionisten war bis letzten Sonntag in der Stadt Martigny im Kanton Wallis zu sehen. Irina Antonowa, die Direktorin des Puschkin-Museums, verlangte die sofortige Rückgabe der Bilder. Das schweizerische Kulturministerium wies darauf hin, dass die Schweiz eine ungehinderte Rückkehr der Leihgabe garantiert habe. Die Firma hat schon in den vergangenen Jahren versucht, Flugzeuge, Segelschulschiffe und anderes Eigentum der russischen Regierung beschlagnahmen zu lassen.