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Archiv-Artikel

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Der „kleine B. B.“ ist tot. Benno Besson, Schweizer Theaterregisseur und aufgrund seiner engen Verbindung zu Bertolt Brecht gerne mit diesem Spitznamen tituliert, starb am Donnerstag im Alter von 83 Jahren in einem Berliner Krankenhaus. Den großen B. B. lernte Besson 1947 in Zürich kennen. Zwei Jahre später ging er auf Einladung Brechts zum Berliner Ensemble. Das war der Beginn einer großen Karriere, in deren Verlauf Besson Theatergeschichte schrieb. Als Chefregisseur am Deutschen Theater im damaligen Ostberlin schaffte er mit der Peter-Hacks-Uraufführung „Der Frieden“ nach Aristophanes den Durchbruch. Legendär wurde dort auch 1965 seine Inszenierung „Der Drache“ von Jewgeni Schwarz. Am Zürcher Schauspielhaus machte er 1969 mit der Uraufführung des nachgelassenen Brecht-Stückes „Turandot oder der Kongress der Weißwäscher“ Furore. In diesem Jahre wurde Besson künstlerischer Leiter der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und war dann in den Jahren von 1974 bis 1978 ihr Intendant. Seine Sympathien für den Sozialismus bekannte Besson stets, als explizites Polittheater lässt sich sein Schaffen aber nicht fassen. Er forderte ein „Theater der Sinnlichkeit, das dem Publikum Vergnügen schafft und Geist und Körper miteinbezieht“. Produktiv blieb er bis ins hohe Alter: Zum 100. Brecht-Geburtstag inszenierte Besson 1998 in Zürich „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ mit seiner Tochter Katharina Thalbach in der Hauptrolle, der Enkelin Anna und den Söhnen Pierre und Philippe in weiteren Rollen.