unterm strich :
Das hört sich nicht gut an: Nach Drohungen eines muslimischen Geistlichen in der ostindischen Stadt Kalkutta fühlt sich die aus Bangladesch stammende Autorin Taslima Nasreen in ihrem indischen Exil bedroht. Der Chef-Imam der Tipu-Sultan-Moschee sagte gestern der Times of India, er habe am vergangenen Freitag wegen „antiislamischer“ Äußerungen Nasreens eine Fatwa, ein islamisches Rechtsgutachten, erlassen. Er werde „jedem, der ihr das Gesicht schwärzt und sie aus dem Land jagt, 50.000 Rupien (870 Euro) geben“. Nasreen sagte der Zeitung The Hindu, in einem demokratischen Land wie Indien habe sie nicht mit entsprechenden Drohungen gerechnet. Sie hoffe, „dass weder die Regierung noch die Bevölkerung solche Fanatiker ermutigt“. Nasreen lebt seit vergangenem Jahr mit einem Touristenvisum in Kalkutta. Ihr Antrag auf indische Staatsbürgerschaft wurde von den Behörden abgelehnt. Nasreen weigert sich, nach Bangladesch zurückzukehren, weil die dortige Regierung ihrer Ansicht nach ihre Sicherheit nicht garantieren kann. Nasreen hatte mit Büchern wie „Ka“ (Aufgespalten) in politischen und literarischen Kreisen für Aufruhr gesorgt. Bangladesch hatte sie im Jahr 1994 nach Mordaufrufen muslimischer Fundamentalisten verlassen. Sie hatte anschließend unter anderem in Europa gelebt und in den USA gelehrt. Die umstrittene Autorin, die schon als „weiblicher Salman Rushdie“ bezeichnet wurde, war wie dieser mit einem religiös begründeten Mordaufruf belegt worden. Wegen angeblicher Gotteslästerung und Verunglimpfung des Korans sind „Ka“ und mehrere andere Bücher von ihr in Bangladesch verboten.
Integration: Die Berliner Herbert-Hoover-Realschule erhält heute den mit 75.000 Euro dotierten Deutschen Nationalpreis. Die Auszeichnung würdigt die Vereinbarung von Schülern, Lehrern und Eltern, in der Schule Deutsch zu sprechen. Die Laudatio wird Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) halten. Mit ihrem Deutsch-Beschluss hatte die Schule eine bundesweite Debatte über die Anpassungsverpflichtung von Zuwanderern entfacht. Für 90 Prozent der rund 370 Jungen und Mädchen an der Realschule ist Deutsch nicht die Muttersprache.